Von Pflanzendünger bis Biodiesel – Kaffeesatz weiter verwenden
Allein Deutsche trinken viele Liter Kaffee pro Jahr. Jede vierte Tasse Kaffee konsumiert man außer Haus. Der bei der Kaffeezubereitung übrigbleibende Kaffeesatz wird im privaten und gewerblichen Umfeld meist weggeworfen. Das vermeintliche Abfallprodukt ist jedoch ein natürlicher Rohstoff mit zahlreichen Möglichkeiten zur Weiterverwendung. Sogar Kaffeetassen kann man aus Kaffeesatz herstellen.
Tassen aus Kaffeesatz
Während seines Studiums in Italien experimentierte der Produktdesigner Julian Lechner damit, aus Kaffeesatz und anderen natürlichen Zutaten neue Produkte zu entwickeln. Er entwickelte das Material Kaffeeform. Es besitzt eine dunkel marmorierte Oberfläche und ähnelt der Optik von Holz. Kaffeeform ist spülmaschinenfest und duftet anfangs angenehm nach Kaffee. 2015 kam eine Espressotasse aus dem Material auf den Markt. Es folgte eine Cappuccinotasse. Der Firmensitz ist in Berlin. Der Kaffeesatz wird dort bei ortsansässigen Gastronomiebetrieben eingesammelt. Dann trocknet man und stabilisiert ihn mit natürlichen Bindemitteln (sogenannten Bio-Polymeren). Am Ende bringt man die Kaffeereste in ihre endgültige Form. In einigen Cafés in Berlin kann man Kaffee aus so hergestellten Tassen probieren. Das Sortiment hat man Anfang 2018 um einen Kaffeebecher für unterwegs erweitert.
Kaffeesatz als Pflanzendünger
Im Kaffeesatz sind wertvolle Pflanzennährstoffe enthalten. Dazu gehören wachstumsförderndes Kalium und Phosphor, der die Blüten- und Fruchtbildung unterstützt. Für eine Nutzung als Dünger breitet man den Kaffeesatz auf einer Unterlage aus und trocknet diesen. Dieses Kaffeemehl kann unter die Erde von Freilandpflanzen gemischt werden. Ein um die Pflanze gestreuter Kreis aus getrocknetem Kaffeesatz hält Schnecken ab. Regenwürmer werden angezogen. Sie lockern die Erde auf. Bei Zimmerpflanzen kann der natürliche Dünger auch zum Gießwasser gegeben werden.
Mit Kaffeesatz Pilze züchten
Ein Berliner Unternehmen entwickelte die Idee, Kaffeesatz als Nährboden für die Pilzzucht zu nutzen. Dabei wird der Kaffeesatz mit Kalk und einem Pilze hervorbringenden Geflecht (Pilzmyzel) gemischt. Mitarbeiter des Unternehmens sammeln mit Fahrradkurieren den Rohstoff Kaffeesatz von Berliner Coffeebars ein. Die so produzierten Pilze werden an Restaurants und Hotels verkauft. Für den Privatgebrauch bietet die Berliner Firma Zuchtsets mit recyceltem Kaffeesatz und Pilzmyzel zum Beispiel Austernpilze oder Limonenseitlinge an. Damit die Pilze wachsen, muss man den Pilzgarten nur täglich mit Wasser besprühen.
Biodiesel aus Kaffeesatz
Kaffeesatz besitzt einen hohen Ölgehalt. Forscher der britischen Universität Bath prognostizierten bereits 2014, dass man aus zehn Kilogramm Kaffeesatz zwei Liter Bio-Kraftstoff gewinnen kann. Die britischen Forscher entdeckten, dass die Kaffeesorte und der Koffeingehalt dabei keine Rolle spielen. Das Londoner Unternehmen bio-bean beschäftigt sich mit der Herstellung und der kommerziellen Nutzung von Biodiesel aus Kaffeesatz. Der Kaffeesatz wird dafür zunächst getrocknet. Danach wird das Öl herausgepresst. In London sollen künftig einige der berühmten Doppeldeckerbusse mit aus Kaffeesatz hergestelltem Biodiesel fahren.
Mit Kaffeesatz zu mehr Nachhaltigkeit
Die Beispiele zeigen, dass Kaffeesatz zum Wegwerfen viel zu schade ist. In unterschiedlichsten Bereichen bestehen umweltfreundliche und nachhaltige Möglichkeiten der Weiterverwendung des natürlichen Rohstoffs. Seit 2006 wird in Deutschland am 1. Oktober der Tag des Kaffees zelebriert. Auf internationaler Ebene gibt es seit 2016 am selben Tag den International Coffee Day. Mit dem Wissen um die Möglichkeiten der Wiederverwendung von Kaffeesatz bekommt dieser Tag eine zukunftsweisende Facette.