Hamburgs Abwasser wird zur Energiequelle
Hamburg erprobt die Gewinnung von grüner Energie aus Abwasser. Ein Neubauviertel mit 2000 Bewohnern im Osten der hanseatischen Stadt testet eine innovative Technik. Durch Abwasser will man Strom und Wärme gewinnen. Das Stadtviertel ist aktuell das größte in Europa, das auf diese Weise klimaneutral werden will. Die Methode könnte auch ein attraktives Modell für Metropolen in Schwellenländern werden.
Wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt
Mit diesem innovativen Konzept zur Entwässerung wird die Abwasserreinigung direkt mit der Energiegewinnung kombiniert. Diese Methode reduziert den Kohlendioxid-Ausstoß und schont zudem die Wasserressourcen. Diese neue Technik steckt noch in den Kinderschuhen und ist momentan ein wissenschaftlich begleitetes Pilotprojekt. Dabei wird die Verbindung von Wasser mit Energie untersucht und die Abwasserreinigung. Mikroplastik sowie Rückstände von Medikamenten und Chemikalien will man effizienter aus dem Abwasser entfernen.
Abwässer werden getrennt
Eine spezielle Anlage mit dem Namen Hamburg Water Cycle trennt die Abwässer in drei Teilströme. In Grauwasser, welches aus Küche und dem Bad stammt, in das Schwarzwasser, das direkt aus den Toiletten kommt und in aufgefangenes Regenwasser. Verschiedene Leitsysteme führen die Flüssigkeiten anschließend getrennt voneinander ab. So können sie separat behandelt und gefiltert werden.
Schwarzwasser treibt Blockheizkraftwerk an
Die Abwässer aus der Toilettenspülung sind energetisch besonders wertvoll. Über die Unterdruckleitungen landen sie in einer Faulanlage. Hier werden sie mit gastronomischen Fettresten zu Biogas vergoren. Auf diese Weise wird ein Blockheizkraftwerk angetrieben, das Wärme und Strom erzeugt. Pro Jahr lassen sich so 690 000 Kilowattstunden Wärmeenergie und 450 000 Kilowattstunden an Strom generieren. Das ist etwa der Wärmebedarf von 70 und der Strombedarf von 225 Haushalten. Auch das Grau- und das Regenwasser finden ihre Verwendung. Das Grauwasser wird für die Gartenbewässerung und Straßenreinigung eingesetzt. Regenwasser wird über Grünanlagen und -dächern versickert.
Vakuumtoiletten helfen beim Wassersparen
835 Wohnungen sind aktuell an den Hamburger Water Cycle angeschlossen. Sie stehen auf einer 35 Hektar großen Fläche. Ein Teil davon sind Sozialwohnungen. Die Häuser sind mit Vakuumtoiletten bestückt. Diese sollen beim Energie- und Wassersparen helfen. Sie kommen beim Spülen mit nur 1 Liter Wasser aus anstatt wie bei herkömmlichen Toiletten mit 6 – 9 Liter. Die Leitungen für das Schwarzwasser arbeiten mit Unterdruck. So brauchen sie beim Bau weniger Platz und Material.
13 Millionen Euro an Investitionen
Die Anlage mit samt wissenschaftlicher Begleitung hat allerdings ihren Preis: 13 Millionen Euro sind dafür geflossen. Das Bundeswirtschaftsministerium sowie Bildungsministerium unterstützten das Pilotprojekt. Weitere Fördermittel stammen aus EU – Subventionen.
Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ist das Projekt wenig rentabel allerdings profitieren die Bewohner vom geringeren Verbrauch und die wissenschaftlichen Erkenntnisse nützen der Forschung. Die Forscher wollen damit vor allem Abwasser- und Energiesysteme in den Schwellenländern revolutionieren. Weitere Forschungsprojekte finden in Asien satt. Dort wird an dezentralen Kreisläufen zur Wasserversorgung und der Entsorgung geforscht.
Kreislauforientierte Abwasserwirtschaft schützt nicht nur unsere Umwelt und hilft beim Wassersparen, sie könnte die Lösung für viele Menschen in den Entwicklungsländern sein. Das Abwasser wird nicht bloß gefiltert, es wird auch weiter verwendet und produziert Energie. Detaillierte Informationen bietet Dir die offizielle Seite des Hamburger Water Cycles.