Die Emscher – eine „Kloake“ erwacht zum Leben
Die Emscher ist ein 83,1 km langer Fluss , der in Holzwickede bei Dortmund in einem Quellteich entspringt. Sie fließt durch das Sauerland und das Ruhrgebiet, bis sie dann bei Dinslaken in den Rhein mündet. Früher war die Emscher noch ein beliebter und idyllischer Fluss, bis sie dann zu einer Kloake wurde. Mittlerweile erholt sich der Fluss Stück für Stück wieder und gewinnt immer mehr an Attraktivität.
Wie eine „Kloake“ entsteht
Der Quellteich der Emscher liegt auf dem Emscher-Quellhof, den man 1801 erbaut hat. Es handelt sich hierbei um eine im Stil eines Westhellweghofes erbaute Anlage. Es ist ein idyllisches Plätzchen, das zum Spazieren gehen oder Picknicken einlädt. Das ist noch heute so wie zur Jahrhundertwende.
Die Emscher war ein bis Anfang des 20. Jahrhunderts mit großem Fischreichtum gesegneter Fluss. Dies änderte sich, als ab Dortmund-Hörde eine Begradigung vorgenommen wurde. Die rasant wachsende Stahl- und Steinkohleindustrie und das damit ansteigende Bevölkerungswachstum des Ruhrgebietes produzierten eine enorme Menge Abwasser.
Es gab durch den Bergbau immer wieder Bodensenkungen, die den Bau eines geschlossenen Kanals kaum möglich machten. So zwängte man den Fluss in ein Betonbett und es entstand ein offenes Kanalsystem. Das führte dazu, dass aus der Emscher ein Abwasserkanal wurde. Dasselbe Schicksal traf auch ihre vielen kleinen Nebenläufe. Schnell flossen viele stinkende „Kloaken“, die die Bevölkerung „Köttelbecken“ nannte, durch das Ruhrgebiet. Die Emscher erhielt die traurige Auszeichnung, der schmutzigste Fluss Deutschlands zu sein.
Eine Chance auf eine neue Identität
Als man 1963 die ersten Zechen im Ruhrgebiet geschlossen hat, wendete sich das Blatt. Nach und nach wurden Berg- und Stahlwerke geschlossen.
In den 1980er Jahren wurde dann endlich die Entscheidung getroffen, das ungeliebte Abwassersystem umzubauen. Auf der von 1989 bis 1999 dauernden, internationalen Bauausstellung Emscherpark wurde der Plan für den Emscher Landschaftspark entwickelt, dessen Ziel es ist, mit vielen Projekten diese Region wieder interessant zu machen. Es handelt sich um eine Kooperation einiger Ruhrgebietsstädte und der Emschergenossenschaft zur Gestaltung vieler Parks, Veranstaltungsstätten, Wohnsiedlungen und Freizeiteinrichtungen. Die wichtigste Veränderung ist jedoch der Bau des Emscherkanals, welcher durch die rückgehende Anzahl an Absenkungen möglich wurde. Dieses Kanalsystem verläuft unterirdisch und bringt nun die Abwässer in die Kläranlagen. Der kleine Fluss, nun vom Betonbett befreit, konnte sich erholen. Seine Ufer wurden neugestaltet und bepflanzt.
Umwelt und Lebensqualität
Am Westfalenpark in Dortmund hat man 1991 schon ein kleines Stück der Emscher wegen der Landesgartenschau renaturiert. Ein weiteres schönes Beispiel ist der Phönixsee in Dortmund. Wo früher die stinkende Emscher vorbei floss und niemand wohnen wollte, steht heute auf einem ehemaligen Werksgelände eine schicke, sehr beliebte Wohnsiedlung, und die Emscher bahnt sich betonmantel- und abwasserfrei hierdurch ihren Weg. Die Ufer des kleinen Flusses sind begrünt und anschließende Parkanlagen laden zum Verweilen ein. Auch an Sport und Fitness hat man gedacht. Dadurch, dass die Emschergenossenschaft viele Betriebswege in gewissen Bereichen der Öftentlichkeit zugängig gemacht hat, konnte der 100 km lange Emscherweg entlang des Flusses entstehen. Dieser wird gerne von Radfahrern und Spaziergängern für längere Touren genutzt, weil er beispielsweise an alten Industriedenkmälern vorbeiführt.
Dieses Konzept wurde 2012 mit dem Sonderpreis des deutschen Städtebaupreises ausgezeichnet.