
Zweikampfverhalten: Wie Kinder und Jugendliche Fairness lernen
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie der Universität Bielefeld mit dem bissigen Titel „Generation Rücksichtslos?“, lassen soziale Kompetenzen, wie Empathie oder Solidarität bei Kindern und Jugendlichen in deutschen Großstädten sehr zu wünschen übrig. Wichtige gesellschaftliche Werte und Normen geraten bereits im Kindesalter ins Ungleichgewicht. Dass das nicht so bleiben muss, beweist nun der Hamburger Verein „Zweikampfverhalten“. Hier lernen Kinder und Jugendliche durch Sport und Workshops viele wichtige Skills.
Dampf ablassen gelingt am besten mit Sport
Streit und Unmengen an Eskalationen gehören an vielen Schulen bereits zum Alltag. Auch der Respekt vor Lehrern oder Erziehern scheint kaum noch vorhanden zu sein. Der Hamburger Verein will hier gezielt dagegensteuern und den Kids neue Sichtweisen aufzeigen. Er bietet ihnen sinnvolle Alternativen und trainiert soziale Kompetenzen. Zu den Schwerpunkten gehört vor allem Sport. Er ist bestens geeignet, um Dampf abzulassen und Teamfähigkeit zu lernen. Beim Sport müssen Regeln befolgt und Autoritäten, wie der Schiedsrichter respektiert werden. Die Kinder lernen spielerisch Fairness und den Umgang mit Frustrationen.
Mit dem Coolness-Training zum kühlen Kopf
Auch ein Coolness-Training wird angeboten. Die Kinder und Jugendlichen lernen hier mit ihren Gefühlen umzugehen und im Streitfall, oder wenn die eigenen Emotionen mal wieder hochkochen, einen kühlen Kopf zu bewahren. Normalerweise wären hierfür eigentlich die Eltern zuständig. Ein gesunder Umgang mit Wut oder Aggressionen sollte man bereits im frühen Kindesalter erlernen. Viele Kinder kommen allerdings aus problematischen Familien. Bei ihnen Zuhause herrscht ein unangenehmer Umgangston und ihre Eltern haben sich selbst nicht immer im Griff. Rutschen den Jugendlichen dennoch Beleidigungen raus, gibts als Strafe Liegestützen für alle.
Zweikampfverhalten erreicht viele junge Menschen
Das Team des Vereins sucht zusätzlich zu ihren Aktivitäten auch noch Schulen auf und bietet Workshops an. So werden jedes Jahr rund 250 Kinder und Jugendliche erreicht. Finanziert wird „Zweikampfverhalten“ durch Spenden und öffentliche Gelder. Das Konzept der Maßnahmen ist wissenschaftlich erprobt und führt zu nachhaltigen Entwicklungen bei den Kindern und Jugendlichen. Fair Play im Spiel wirkt sich auch auf das soziale Miteinander im Alltag aus. Es geht um das Erlernen von fairen Umgangsformen und um Fähigkeiten, wie dem Verzeihen können. Diese sind ohne Weiteres auch im Jugendalter noch erlernbar. Wichtig ist, das regelmäßige Üben und das Sammeln von positiven Erfahrungen.
Wird die Jugend immer rücksichtsloser?
Die Bielefelder Studie „Generation Rücksichtslos?“, hat vor allem den Gemeinschaftssinn von Kindern und Jugendlichen (6 – 16 Jahren) in deutschen Großstädten untersucht. Die Forscher ließen die Kids einen Fragebogen ausfüllen, der auch Statements enthielt. Die Antworten wurden anschließend ausgewertet. Das Ergebnis zeigt eindeutige Tendenzen. Schwächere werden abgewertet und das überproportional häufig von Jungs. Diese Entwicklungen wirken sich früher oder später auf das gesamtgesellschaftliche Klima aus, befürchten die Wissenschaftler der Uni Bielefeld. Trotzdem spiegeln die Kinder und Jugendlichen nur einen gesellschaftlichen Trend wieder. In der immer stärker werdenden Leistungsgesellschaft hat das Thema Gemeinwohl tendenziell einen immer schwächer werdenden Stellenwert.
Der Verein Zweikampfverhalten unterstützt Kinder und Jugendliche und setzt da an, wo Eltern oder das soziale Umfeld versagen. Eine Gesellschaft ohne Sinn für Gemeinwohl ist wenig erstrebenswert, deshalb sollten solche Coolness-Trainings auch standardmäßig in den Schulen angeboten werden. Der Verein hat eine eigene Website mit vielen interessante Zusatzinfos und jeder Menge Fotos.