Forscher der TU Berlin züchten nachwachsende Zähne
Sind die Zähne kaputt, wird es meist teuer. Und nicht nur das: Kronen, Implantate & Co halten lediglich begrenzt und bedürfen spezieller Pflege. Auch kosmetisch sind sie oftmals nicht gerade schön. Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin ist nun eine weltweite Sensation gelungen. Durch eine spezielle Form der Kultivierung konnten sie Zahnkeime heranzüchten. Aus ihnen sollen sich nachwachsende Zähne bilden.
Nach den zweiten Zähnen ist Schluss
Wir Menschen bekommen nur zweimal Zähne. Als Kleinkind wachsen uns 20 Milchzähne. Im Grundschulalter bekommen wir das zweite und letzte Mal neue Beißerchen. 32 Zähne an der Zahl. Diese bleiben uns dann ein Leben lang. Oder auch nicht! Es gibt zwar Ausnahmefälle: Menschen bei denen dritte Zähne nachwachsen. Solche Vorkommnisse sind allerdings Einzelfälle.
Personen, die ihre Zähne verlieren, sei es durch schlechte genetische Voraussetzungen, Vernachlässigung der Pflege oder Unfälle, bleiben nur Implantate oder ein künstliches Gebiss. Doch diese sind mit hohen Kosten und Schmerzen verbunden. Auch ästhetisch können die Prothesen häufig nicht mit den echten Zähnen mithalten. Manche Menschen haben starke Zahnfleischprobleme, die das Einwachsen von Implantaten oder das Halten von Zahnersatz maßgeblich erschweren.
Verschiedene Zelltypen
Zähne bestehen aus verschiedenen Schichten. Diese Teile bilden den kompletten Zahn. Die Information, welche Zähne wachsen, kommt aus dem Gewebe des Kiefers. Dieses wollen die Forscher nutzen, um detaillierte Antworten zu erhalten. Wie der Körper die Entstehung von Zähnen beeinflusst und welche Botenstoffe existent sein müssen, dass erneut ein vollwertiger Zahn entstehen kann.
Genetische Voraussetzungen vorhanden
Menschen können theoretisch neue Zähne bekommen. Im Kiefer sind alle Information lebenslang gespeichert. Sie geben Auskunft über das Wachstum von Zahnzellen.
Das Forschungsprojekt der Universität Berlin beschäftigt sich nun mit der Frage, wie die Medizin den Kiefer dazu bringt, neue Zähne zu bilden. Alle vorhandenen Zellinformationen und Botenstoffe können dazu dienen, Zähne wachsen zu lassen, die dem individuellen Gebiss entsprechen.
Die Wissenschaftler der TU Berlin entnehmen Zellen aus extrahierten Weisheitszähnen. Diese Zahnzellen werden mit einer hochmodernen Kultivierungsmethode behandelt. Nach 24 Stunden wird aus diesen Zellen ein Zahnkeim. Dieser aktiviert bestimmte Gene, welche Botenstoffen aussenden. Diese interagieren dann mit dem Gewebe im Kiefer.
Die weitere Prozedur
Die Forscher verbinden die künstlichen Zahnkeime mit Zahnfleischzellen. Bei der Zahnentwicklung des Menschen interagieren diese Zellen auf natürliche Weise. So wird die Zahnbildung überhaupt erst möglich. Die Berliner Wissenschaftler haben als erste weltweit diese Interaktion auf künstliche Weise initiiert und nachgewiesen. Dieses besondere Verfahren haben sie jetzt zum Patent angemeldet.
Bis die nachwachsenden Zähne in der Praxis umgesetzt werden können und Prothesen oder Implantate ablösen, dürfte noch einige Zeit verstreichen. Im Fokus der Wissenschaftler stehen momentan präklinische Tests. Diese werden zeigen, inwieweit sich die Zahnkeime praktisch umsetzen lassen.
Den Berlinern Forschern ist ein Meilenstein gelungen. Als erste Wissenschaftler weltweit konnten sie menschliche Zahnkeime nachzüchten. Bis aus diesen Keimen, aber tatsächlich Zähne für jedermann werden, wird noch einige Zeit verstreichen. Dennoch, die Zahnkeime könnten die Zukunft der Zahnmedizin revolutionieren.