Die SOS-Station: Landluft gegen die Alkoholsucht
Einrichtungen für Alkoholsüchtige gibt es mittlerweile viele, trotzdem ist die SOS-Station im mecklenburgischen Serrahn etwas ganz Besonderes! Sie wurde bereits 1971 zu Zeiten der ehemaligen DDR gegründet. Die kleine Einrichtung liegt mitten in der Natur und unweit vom Serrahner See. In dieser ländlichen und familiären Umgebung bietet der Betreiber Heinz Nitzsche Platz für 18 alkoholkranke Menschen.
Natur und Tiere helfen der Seele
Die Menschen, die die SOS-Station aufsuchen, haben die unterschiedlichsten Schicksalsschläge hinter sich. Manche sind auch schon zum wiederholten Male da. Aufgenommen wird jeder – einfach und unbürokratisch. Einzige Bedingung ist, dass die Person bereits eine Entgiftung hinter sich hat.
Das Zusammenleben gestaltet sich als äußerst familiär. Das kleine Häuschen ist umgeben von Natur. Hühner und Ziegen leben auf dem Grundstück. Diese werden von den Bewohnern und dem Betreiber versorgt. Die ländliche Idylle und Abgeschiedenheit spendet Ruhe. Die Bewohner der SOS-Station können das erste Mal seit Langem etwas abschalten und sich mit den Gründen ihrer Alkoholsucht beschäftigen. Gespräche und Reflexion sind wichtig, um trocken zu bleiben. Obwohl es hin und wieder mal Streit gibt, sind die Bewohner froh, dass sie Gesellschaft haben. Alkoholismus macht oftmals sehr einsam. Viele von ihnen haben alles verloren. Einige waren sogar obdachlos. So entsteht so manche echte Freundschaft in der SOS-Station.
In der DDR wurden Alkoholkranke geächtet
Heinz Nitzsche hat bereits 1971 noch zu Zeiten der ehemaligen DDR begonnen, sich um alkoholkranke Menschen zu kümmern. In der DDR wurden Trinker ausgegrenzt. Sie galten als Asoziale, die dem Sozialismus schaden. Nitzsche wollte diesen Menschen helfen und hat sie in sein Haus aufgenommen. Es kamen die unterschiedlichsten Personen zusammen: reiche und arme, gebildete und ungebildete, Frauen und Männer, sogar Obdachlose.
Jeder der Bewohner trägt etwas zum Lebensunterhalt bei. Je nachdem, wie viel er leisten kann. Der Rest wird über Spenden finanziert. Nitzsche ist eigentlich gelernter Automechaniker und bezeichnet sich selbst als sehr gläubig. Er steht seit den Anfängen in engem Kontakt mit Ärzten und Kliniken. Heute vermittelt er die Bewohner nach einer gewissen Zeit weiter. Entweder in ein betreutes Wohnen oder in eine Klinik, falls zusätzlich psychiatrische Erkrankungen vorliegen.
Familiäres Leben hält zusammen
Die alkoholkranken Menschen finden schnell einen Draht zu Nitzsche und vertrauen ihm. Zusammen werden unzählige Aktivitäten gemacht: Schwimmen im See, gemeinsame Gartenarbeit, Wanderungen oder Lagerfeuer. Die Bewohner fühlen sich wieder als Teil einer Familie und viele möchten am Schluss gar nicht gehen. Einige haben sich nach erfolgreicher Therapie sogar in der Nähe der SOS-Station angesiedelt.
Viele der Bewohner haben eine lange Leidensgeschichte mit sehr negativen Erfahrungen hinter sich und sind daher skeptisch gegenüber Behörden oder Ärzten. Zu Heinz Nitzsche hingegen bauen sie schnell ein stabiles Vertrauensverhältnis auf. Er begleitet sie auf Wunsch sogar zu Behördengängen oder Arztterminen. Für ihn ist die SOS-Station seine Lebensaufgabe und er ist glücklich, so vielen Menschen helfen zu können.
Orte wie die SOS Station in Serrahn sind wirklich einzigartig: Unbürokratisch und ohne lange Wartezeit können alkoholkranke Menschen in eine familiäre Einrichtung mitten in der Natur einziehen. Sie bekommen Abstand zu ihren Problemen, finden Ruhe in der Idylle und können sogar Freundschaften knüpfen. Wenn Du noch mehr erfahren willst, wirst Du online beim Serrahner Diakoniewerk fündig.