Konflikte in Beruf und Alltag lösen – Kleiner Leitfaden
Zwischenmenschliche Konflikte in Beruf und Alltag sind unangenehm, keine Frage. Eine konstruktive Bewältigung dieser wirkt zum einen befreiend, zum anderen ist sie wichtig, um die Beziehung oder das Arbeitsleben nicht dauerhaft zu belasten oder gar zu gefährden. Für die kompetente Lösung von Konflikten kann es durchaus von Vorteil sein, ein paar kommunikationspsychologische Tipps und Tricks auf Lager zu haben. Vom Versuch, das Problem anzugehen und in Eigenregie zu lösen, profitieren letztlich beide Seiten.
Die Macht der Gedanken
Werfen wir in Gedanken noch einmal einen Blick auf das miesepetrige Gesicht des Chefs bei der letzten Morgenkonferenz. Oder auf das des Ehepartners am Frühstückstisch. Was denken Sie womöglich? Richtig, dass Sie der Grund dafür sind. Wer behauptet das? Es sind lediglich Ihre eigenen Gedanken, aufgrund derer Sie nun gekränkt sind und ebenfalls ein unschönes Gesicht ziehen. Dank des bekannten Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick wissen wir, dass wir stets auch auf nonverbaler Ebene mittels Mimik und Gestik kommunizieren, ob gewollt oder nicht. Fragen Sie Ihr grantiges Gegenüber lieber einfühlsam nach dem Grund seiner Verstimmung. Sie werden sehen, dass nicht nur Sie gelegentlich mit dem falschen Fuß aufstehen, sondern auch Ihre Mitmenschen.
Ich statt du
Es ist einer der größten Fehler, den Partner, Chefs und Kollegen in Streitgesprächen immer wieder machen: Sie konfrontieren den Konfliktpartner mit Du-Botschaften. Ein Beispiel: „Du mobbst mich, weil du es auf meinen Job abgesehen hast!“. Eine solche Anschuldigung wird beim Kollegen keine deeskalierende Wirkung zeigen – im Gegenteil. „Ich habe das Gefühl, du fühlst dich im Betrieb benachteiligt und reagierst deshalb so gereizt.“ Eine wertschätzende Ich-Botschaft wie diese ist viel eher eine gute Ausgangsbasis für ein vernünftiges Gespräch unter Kollegen.
Botschaften richtig senden & verstehen
Kein Mann ahnt beim Aussprechen dieses Kompliments, dass er sich gleich inmitten einer Beziehungskrise wiederfinden wird: „Schatz, du sieht heute sehr hübsch aus.“ Die weiblichen Leser wissen schon, was etwa 90 Prozent aller Frauen nun antworten: „Sonst etwa nicht?“ Schmunzelnd erinnern wir uns an das (zu harte?) Frühstücksei aus Loriots „Szenen einer Ehe“. Wie kommt es zu diesen kommunikativen Missverständnissen? Kommunikationspsychologe Friedemann Schulz von Thun erklärt das mithilfe eines „Nachrichtenquadrats“, laut dessen wir beim Sprechen einer Botschaft nicht nur auf vier „Kanälen“ senden, sondern diese auch individuell mit vier „Ohren“ empfangen. Der Mann im oben genannten Beispiel schickt das Kompliment an seine Frau auf der Sachebene ab. Sie ist schön. Punkt. Sie hört diese reine Information nicht, denn sie empfängt sie nicht mit dem Sach-Ohr, sondern misstrauisch mit dem Beziehungs-Ohr und interpretiert diese gänzlich falsch. Es lohnt sich durchaus, sich einmal näher mit den vier Seiten einer jeden Nachricht (Sachebene, Beziehungsebene, Selbstoffenbarungsebene und Appellebene) auseinanderzusetzen.
Konflikte in Beruf und Alltag sind fester Bestandteil des täglichen Miteinanders. Konflikte sind nicht schlecht – solange sie konstruktiv auf der Basis von Empathie und gegenseitiger Wertschätzung gelöst werden. Ein paar Spielregeln der zwischenmenschlichen Kommunikation beachtet, lassen sich gerade Missverständnisse oft schneller als gedacht aus der Welt schaffen. So steht einem harmonischen Miteinander in Alltag, Büro & Co. nichts mehr im Weg.