Gute Bildung für alle Kinder: Die Geschichte der Teach For All – Bewegung
Verfolgt man die Nachrichten, kommt man kaum an Beiträgen über steigende Ungerechtigkeit vorbei. Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer. Dafür gibt es viele Gründe, einer davon hat mit Bildung zu tun. Bildung wird auch in der westlichen Gesellschaft, besonders in Deutschland und Österreich, zu einem großen Teil vererbt. Das heißt, dass die finanziellen Möglichkeiten Deiner Eltern und ihr höchster Bildungsabschluss die wichtigsten Faktoren für Deine Chancen im Leben sind. Diese Tatsache wird als Bildungsungerechtigkeit bezeichnet. Die Teach For All – Bewegung ist angetreten, um diese Ungerechtigkeit zu beenden und gute Bildung für alle Kinder zu ermöglichen.
Von der Idee zu den ersten Fellows
Ende der 1980er Jahre schrieb Wendy Kopp gerade an ihrer Abschlussarbeit an der Universität Princeton. Das Thema ihrer Arbeit war die Ungleichheit der Chancen in der Bildung. Dieses Thema ließ sie nicht mehr los und so beschloss sie, sich nach dem Ende ihres Studiums für mehr Bildungsgerechtigkeit zu engagieren. Ihre Idee war es, junge engagierte Hochschulabsolventen zu rekrutieren, sie in einer intensiven mehrwöchigen Ausbildung auf den zweijährigen Einsatz an den herausfordernsten öffentlichen Schulen vorzubereiten und diese Menschen dafür zu gewinnen, sich auch weiterhin für das Thema Bildungsgerechtigkeit einzusetzen. Doch der Anfang war schwer, weder das Schulsystem, noch potentielle Sponsoren waren von der Idee begeistert, einer jungen, unerfahrenen Frau Millionen an Dollar anzuvertrauen. Doch Wendy setzte sich durch und so konnten bereits 1989 die ersten 200 Fellows, so nennt man Lehrerinnen und Lehrer im Teach For All – Netzwerk, an öffentlichen Schulen starten.
Von Teach For America zu Teach For All
Nachdem Bildungsungerechtigkeit kein amerikanisches, sondern ein weltweites Phänomen ist, verbreitete sich auch die Idee von Wendy Kopp. 2002 wurde Teach First UK gegründet. Diese Organisation gehört mittlerweile zu einer der größten weltweit und stellt jährlich 10% der JunglehrerInnen an Großbritanniens Schulen. 2007 folgte dann auch Teach First Deutschland und im selben Jahr wurde das Teach For All – Netzwerk gegründet. Es dient dazu, den Austausch zwischen den unabhängigen Schwesterorganisationen weltweit zu fördern und zu unterstützen. Als Teach For Austria dann 2012 startete, gab es nur eine handvoll Organisationen im Netzwerk. Mittlerweile sind es mehr als 45, die in ebenso vielen Ländern aktiv sind. Dabei muss sich jede Organisation an die Herausforderungen und das Schulsystem des jeweiligen Landes anpassen.
Was macht Fellows aus?
Der Ansatz von Teach For All kann in zwei Worten zusammengefasst werden: Potenzialfokussierung und Beziehungsarbeit. Fellows gehen davon aus, dass jedes Kind mit unglaublichem Potenzial zur Welt kommt und es die Rolle einer guten Lehrkraft ist, dieses Potenzial für die Kinder zugänglich zu machen. Das bedeutet natürlich, dass die Fördermaßnahmen und der Unterricht ebenfalls so individuell wie möglich auf die einzelnen Kinder zugeschnitten sein muss. Damit dieser Ansatz gelingen kann, muss die Lehrkraft die Schüler gut kennen und es muss ein Vertrauensverhältnis bestehen.
Damit Bildung in Zukunft nicht mehr vererbt wird, setzt sich das Teach For All – Netzwerk für gute Bildung für alle Kinder ein. Das zeigt, dass es auch in einer Welt, in der schlechte Nachrichten dominieren, motivierte junge Menschen gibt, die sich für eine besser Welt einsetzen.