Borkenkäfer helfen neuen Urwald aufzubauen
Borkenkäfer richten viel Unheil an. Mancherorts bestehen ganze Waldbereiche aus kahlen Ästen, kaputten Stümpfen und umgefallenen Bäumen. Ein trauriger Anblick! Dass dieser Befall auch eine Chance ist, berichten jetzt Ökologen. Grüne Wildnis und Heimat für viele Lebewesen kann entstehen. Der Schädlingsbefall unterstützt die Verwandlung des Waldes.
Zeichen des Klimawandels
Die extremen Wetterverhältnisse der letzten Jahre trugen maßgeblich zur Ausbreitung des Borkenkäfers bei. 2017 und 2018 waren für den Baumbestand verheerend. Winter mit viel Schnee führten zum Bruch von Holz. Unwetterartiger Regen mit zum Teil heftigen Stürmen hat mächtige Schneisen in die Wälder gerissen. Der Jahrhundertsommer 2018 tat sein übrigens. Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein herrschten sommerliche Temperaturen. Das kam dem Borkenkäfer sehr entgegen und führte zu einer explosionsartigen Ausbreitung.
Die Käfer bohren zur Eiablage Gänge in die Baumrinde oder das Holz. Dadurch entstehen die charakteristischen Brutbilder. Die geschlüpften Larven ernähren sich dann von den saftführenden Schichten der Rinde. Das führt häufig zum Absterben des Baumes. Monokulturen sind hier besonders anfällig. Ausgedehnte Fichtenreinbeständen sind ideale Borkenkäferbiotope.
Finanzieller Schaden für Waldbesitzer
Bei wirtschaftlicher Nutzung des Waldes führt ein großflächiger Borkenkäferbefall zu einer enormen monetären Belastung. Selbst Bauholz wird bei leichter Verfärbung im Außenbereich nicht mehr akzeptiert. Der hohe Verschnitt führt zu einem Wertverlust von mindestens 30 %. Der Holzpreis ist derzeit sowieso so niedrig wie nie zuvor. Häufig liegen die reinen Holzerntekosten höher. Darüber hinaus ist der Waldbesitzer gesetzlich dazu verpflichtet, Maßnahmen gegen den Käfer zu ergreifen. Das soll zum Schutz der angrenzenden Wälder beitragen. Aber nicht nur in finanzieller Hinsicht ist der Befall problematisch. Vor allem bei angegriffenen Randbäumen, welche den Wald vor Wind und Sturm schützen, wird der Forstbestand schutzloser. Solche Freiflächen ermöglichen großflächigen Windbruch.
Große Chance für das Ökosystem
Die Natur holt sich die abgestorbenen Flächen zurück und ein grüner Urwald entsteht. Das Ökosystem erneuert sich. Insekten und Kleinstlebewesen machen sich über das tote Holz her. Pilze breiten sich aus. Moos bedeckt die freiliegenden Wurzeln. Aus dem Stamm wachsen kleine, neue Bäume. Den Boden bedecken Gräser, Blumen und Sträucher. Der Wald strotzt vor Vielfalt und entwickelt sich weiter. Allerdings braucht er dazu eine Weile. Die neuen Waldflächen sind widerstandsfähiger, da sie ein selbst entwickeltes ökologisches Gleichgewicht haben. Zudem werden Millionen von Buchen in deutschen Wäldern gepflanzt. Sie sollen die Gehölze an ihre ursprüngliche Form annähern. Buchen kommen gut mit dem Klimawandel zurecht und sind sehr robust. Wenn die Temperaturen weiter steigen, können sie sich sogar in den Höhenlagen ausbreiten.
Der Borkenkäfer als Chance für den Wald! Diesem Satz werden mit Sicherheit nicht alle zustimmen. Zu groß die vermeintlichen Schäden und die finanzielle Belastung. Aber, dass sich der Schädling überhaupt so massiv ausbreiten konnte, liegt zum einen am Klimawandel und zum anderen an profitorientierten Monokulturen. Ein gesunder Wald hat ein normales ökologisches Gleichgewicht. Die vom Borkenkäfer befallenen Waldflächen erneuern sich mit der Zeit von selbst. Sie schaffen ein widerstandsfähiges, ausgeglichenes Ökosystem mit einem artenreichen Urwald.