Operation Peacemaker – Erfolgreich gegen Waffengewalt
In Kalifornien, USA, gelang es der Stadt Richmond die Waffengewalt durch ungewöhnliche Maßnahmen um 71% zu reduzieren. Dies geschah unter anderem dank einer erfolgreichen Kooperation mit den gefährlichsten Kriminellen der Stadt.
Eine altbekannte Problematik
In Europa findet die Diskussion über die amerikanischen Waffengesetze meist dann Raum, wenn ein Amoklauf die Welt erschüttert und die Medien über die Lage in den USA berichten. Doch die Problematik ist in den USA allgegenwärtig. Jeden Tag sterben 85 Menschen in den Staaten durch Waffengewalt. Die 100 000 Einwohner große Stadt Richmond, die in der Nähe von San Francisco liegt, kämpfte jahrelang gegen immer schlimmere Gangkriminalität. Richmond lag auf Platz 9 der gefährlichsten Städte in den USA und konnte immer weniger gegen die Waffengewalt und die zahlreichen Straßenschießereien ausrichten. Dank des engagierten Einsatzes von DeVone Boggan, dem selbsternannten „Sicherheitsdirektor der Nachbarschaft“ hat sich die Lage in Richmond jedoch geändert.
Neue Pläne für Richmond
Boggan analysierte die Lage und stellte fest, dass es nur etwas mehr als 20 Männern waren, die für den Großteil der Gewalt verantwortlich gemacht werden konnten. Doch da Gefängnisstrafen in der Vergangenheit bereits keine Verbesserung der Lage bewirkt hatten, beschloss er, einen Deal auszuhandeln. Er bot ihnen neben einer neuen und friedlichen Lebensperspektive auch Geld an. Boggans Acht-Punkte-Programm wurde wie ein Stipendium für Verbrecher aufgezogen und umfasste sämtliche Lebensbereiche der Kriminaltäter.
Über dem Programm stand in Großbuchstaben das Wort Vertrauen. Auch bei Fehlern wollte man die Kriminellen weiter fördern. Je besser sie sich verhielten, desto mehr Geld erhielten sie durch das Programm. Auch Punkte wie ein Drogenentzug belohnte man finanziell. Das Geld, das man für dieses Programm verwendet hat, hat viele Menschen zunächst schockiert. Die Idee, Verbrecher finanziell zu belohnen, erschien ihnen absurd. Doch auch jede Schießerei hat einen hohen finanziellen Preis. Die Arzt-, Anwalts- und Polizeikosten sowie die Kosten für Gefängnisstrafen übertreffen bei weitem die Summe, die das Programm von Boggan kostet.
Belohnung statt Bestrafung
Der beliebteste Punkt des 18 Monate langen Programms war der bezahlte Urlaub, den die Teilnehmer nach besonders guter Führung erhielten. Dieser war dazu gedacht, ihnen die Weite der Welt vor Augen zu führen. Auch dort dachte sich Boggan einen Trick aus. Der Urlaub durfte nur gemeinsam mit jemandem durchgeführt werden, den der betreffende Teilnehmer bereits umzubringen versucht hatte. Oder der den Teilnehmer in der Vergangenheit umbringen wollte. So verrückt all diese Ideen auch klingen mögen. Fest steht, dass Boggan mit seiner Idee erfolgreich war. 77% der 115 Männer, die insgesamt an dem Programm teilnahmen, wurden in keine weiteren Verbrechen verwickelt. Die Mordrate in Richmond konnte um 71% gesenkt werden. Neben der „Operation Peacemaker“ trugen natürlich noch weitere Faktoren zu diesem Erfolg bei, doch keine andere Stadt in den USA konnte die Waffengewalt so effektiv senken.
Die Idee von Boggan war unkonventionell und neuartig. Ihm war klar, dass die bereits durchgeführten Maßnahmen wie Gefängnisaufenthalte und Bestrafungen nicht zum gewünschten Ziel führten und er beschloss, die Problematik von einer anderen Seit aus anzugehen. Dafür kritisierten ihn zunächst viele, doch das Modell konnte sich beweisen und wird in Richmond derzeit nur deshalb nicht mehr durchgeführt, weil es nicht genügend Schusswaffentäter gibt. Dafür wollen viele andere Städte das Programm übernehmen und hoffen auf eine landesweite Senkung der Waffengewalt.