Alarmphone: Warnsystem rettet Menschen in der Sahara
Das Wüstengebiet der Sahara fordert viele Todesopfer. Tausende Flüchtlinge versuchen, über geheime Routen die Wüste zu durchqueren. Viele von ihnen geraten dabei in Not und sterben qualvoll. Ein neues Projekt mit Namen Alarmphone möchte das sinnlose Sterben nun beenden.
Tausende Flüchtlinge spurlos verschwinden
Über 250 Migranten sind im ersten Halbjahr 2019 in der afrikanischen Wüste gestorben. Sie waren auf dem Weg nach Nordafrika, um von dort aus nach Europa zu gelangen. Das ist allerdings nur die offizielle Zahl. Flüchtlingshelfer gehen davon aus, dass es mindestens 3000 Menschen waren. Mehr als doppelt so viele wie im Mittelmeer ertrinken. Seit 2015 ein Gesetz erlassen wurde, das illegales Schmuggeln von Menschen in Afrika unter strenge Strafe stellt, sind viele Flüchtlinge alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs. Meist unterschätzen sie die Strapazen der Reise und haben zu wenig Proviant dabei. Hunderte von ihnen verdursten oder sterben an Erschöpfung.
Inspiriert von der Seenotrettung
Viele humanitäre Gruppen helfen bereits im Mittelmeer. Oft verfolgt mit großem medialen Interesse. Aktivisten patrouillieren auf den Gewässern. Sie sind auf der Suche nach den kleinen Schlauchbooten, mit denen die Flüchtlinge versuchen, das Meer zu überqueren und dabei leider viel zu oft ertrinken. Entdecken sie ein solches, nehmen sie die Geflüchteten auf ihr Schiff und steuern europäische Häfen an.
Um das Sterben in der Sahara zu beenden, gründete sich im Juni 2016 das Projekt Alarmphone. Mitinitiiert von dem nigrischen Menschenrechtsaktivisten Moctar Dan Yaye. Inspiriert wurde die Initiative von der Seenotrettung. Flüchtlinge, die im Mittelmeer in Seenot geraten, können mittlerweile seit über fünf Jahren eine rund um die Uhr besetzte Telefonnummer kontaktieren und so einen Notruf absetzen.
Breites Netz aus Hinweisgebern
In der Sahara gibt es oft nur eingeschränkten Mobilfunkempfang. Deshalb besteht das Projekt Alarmphone neben einer Notrufnummer auch aus einem breiten Netz von Helfern. Diese Aktivisten sind Menschen, die in den Dörfern entlang der Flüchtlingsrouten leben. Wenn sie bemerken, dass eine Gruppe Geflüchteter in Not geraten ist, kontaktieren sie die Zentrale in Agadez und fordern Hilfe an. Das Projekt ist international organisiert. Es gibt verschiedene Organisationen in Mali, Togo und Marokko.
Flyer und Tipps für die Migranten
Alarmphone informiert die Flüchtlinge zusätzlich mit Flyern. Die Migranten sollen sensibilisiert werden für die Risiken und Gefahren, die auf den Routen lauern. In Ortschaften, die häufig von Geflüchteten aufgesucht werden, verteilen Helfer spezielle Handzettel mit Sicherheitsmaßnahmen. Diese Ratschläge beinhalten praktische Tipps, welche Sachen beispielsweise für die Reise unbedingt eingepackt werden müssen oder wie man sich in Notsituationen verhalten sollte. Auch Adressen von Hilfsorganisationen in den umliegenden Ländern werden verteilt. Zudem befragen die Aktivisten die Migranten nach Geschehnissen auf den Routen. Sie möchten dokumentieren, was in der Wüste abspielt. Sie erfassen aktuelle Flüchtlingsströme, Menschenrechtsverletzungen und die Zahl der Toten sowie Vermissten.