![Krebsforschung](https://www.totaltoll.de/wp-content/uploads/2018/07/labor.jpg)
PSMA 11 gibt Patienten mit Prostatakrebs neue Hoffnung
Prostatakrebs ist weltweit die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Allein in Deutschland gibt es jährlich etwa 60.000 Neuerkrankungen. Wegen dieser großen Zahl und den schwerwiegenden Konsequenzen, oftmals einhergehend mit dem Verlust der Errektionsfähigkeit, suchen Forscher seit langem nach geeigneten Therapie- Möglichkeiten. Deutschen Wissenschaftlern ist es erstmals gelungen, die bösärtigen Tumore auf molekularer Ebene sichtbar zu machen. Bei PSMA 11 handelt es sich um ein neuartiges Medikament, welches ebenso für eine bessere Diagnostik von Prostatakrebs eingesetzt wird. Außerdem ist in besonders schweren Fällen auch eine Therapie möglich. Da dies aber eine radioaktive Bestrahlung erfordert, die mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden sein kann, wird es nur angewendet, wenn andere Therapiemöglichkeiten nicht anschlagen.
Wie funktioniert PSMA 11?
Bei dem sogenannten Theranostikum handelt es sich um eine in Heidelberg entwickelte Substanz, die eine bessere Darstellung der Karzinome ermöglicht. Dies ist vor allem notwendig, da Prostatakrebs nach erfolgreicher Thearapie häufig erneut auftritt. Zudem ist es möglich, die Stellen sichtbar zu machen, an die der Krebs bereits gestreut hat. Auch kleine Wucherungen sind gut lokalisierbar, die mit herkömmlichen Methoden oft unentdeckt blieben. Nach Dr. Hein-Peter Schlemmer, Radiologe im Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), hat sich PSMA 11 rasch weltweit verbreitet. Vor Jahren hatten amerikanische Forscher ein Prostata-spezifisches-Membran-Antigen (PSMA) entdeckt, wobei es sich um ein Eiweiß handelt, welches sich auf der Oberfläche von Prostatazellen befindet. Auf mit Krebs infizierten Zellen kommt es in größerer Anzahl vor. Dieses Wissen ermöglicht nun dank PSMA 11 eine bessere Darstellung sowie eine exakte Bestimmung des Schweregrades der Erkrankung durch den Einsatz spezieller Methoden.
PSMA als Biomarker bei Prostatakrebs
Besonders wichtig für eine erfolgreiche Therapie ist die Messung, wie weit sich die Krebserkrankung bereits ausgedehnt hat. Nur wenn bekannt ist, in welche Bereiche das Karzinom schon gestreut hat, kann eine effektive Therapieform ausgewählt werden. Kehren die Metastasen nach einer erfolgreichen Behandlung zurück, sind sie dank PSMA 11 leicht lokalisierbar, denn das Eiweiß lagert sich an die körpereigenen Membran-Antigene an. Bei radioaktiver Bestrahlung werden diese dann sichtbar. Häufig sind hunderte dieser Krebsherde vorhanden und diese werden mit Hormonen oder eine Chemotherapie behandelt.
Bei einem geringen Stadium, in dem sich der Krebs noch nicht weit ausgebreitet hat, hilft eine Operation, häufig in Kombination mit einer Bestrahlung. Dank der Diagnostik mit PSMA 11 kommt es in etwa der Hälfte aller Fälle zur Wahl einer anderen Therapieform. Im weiteren Verlauf kann außerdem der Erfolg der Behandlung überprüft werden, also ob die Karzinome sich verkleinern oder ganz verschwinden. Das war vorher in diesem Maß nicht möglich. Außerdem kann der behandelnde Arzt jetzt zügig erkennen, ob Metastasen zurückkehren und in so einem Fall die Therapie entsprechend an die neue Situation anpassen.
Entwicklung neuer Medikamente
Die Eiweißkombination ist aber nicht nur zur exakten Diagnostik Eiweiße einsetzbar. 2013 entwickelten Forscher das Therapeutikum PSMA 617. Heftet sich dieses an der Zellmembran an, ist es möglich, das erkrankte Gewebe mit Bestrahlung von innen heraus zu zerstören. Derzeit ist dieses Verfahren noch in der Testphase. Man wendet es wegen der Belastung für den Körper ausschließlich bei Patienten an, bei denen andere bekannte Behandlungsformen nicht angeschlagen haben. Bei der Hälfte der so behandelten Patienten kam es nach dreimaliger Wiederholung zu einer Linderung, oder gar zu einer vollständigen Heilung. Klinische Studien müssen diese Ergebnisse noch bestätigen.