„Silbernetz“ – Eine neue Hotline hilft einsamen, älteren Menschen
Seit Ende September hat Berlin eine Hotline, die kostenfrei von älteren Berlinern, die sich einsam fühlen und jemanden zum Reden brauchen, angerufen werden kann. Unkompliziert, unbürokratisch und sehr menschlich – so stellt sich die Idee rund um das „Silbernetz“ und ihr Hintergrund dar.
Hilfe für einsame Menschen
Die Initiatorin Elke Schilling des „Silbernetzes“, das vom Namen her eher ältere Menschen anspricht, jüngere aber nicht ausschließen will (was ist schon alt, was jung?) bringt eine eigene, recht traurige Vorgeschichte in dieses Projekt ein. Ihr alter Nachbar lag wohl drei Monate tot in seiner Wohnung. Ein Vorfall, der in Großstädten gar nicht so selten zu beobachten ist. Dieses Schlüsselerlebnis hat Frau Schilling dazu bewogen, dass sich Menschen anonym über ihr Leben und ihre Situation aussprechen können. Auch bei ihrem Nachbarn hatte sie Hilfe angeboten. Viele Menschen sind aber einfach zu stolz, um zuzugeben, dass sie einsam sind. Schnell verhärtet sich alles: Einsamkeit führt zur Verbitterung und Resignation. Daraus wiederum wird eine leidvolle Situation, aus der viele Betroffene nicht mehr herauskommen.
Vorbild: ein englischer Krimi
Das Vorbild dieses Silbernetzwerks stammt übrigens aus einem Krimi der bekannten Autorin Minette Walters, die eine „Silver Line Helpline“ in ihrem Buch „Acid Row“ erwähnt. Von der Idee, einsamen Menschen eine Telefonnummer an die Hand zu geben, die sie, ohne sich als einsam zu „outen“, jederzeit in Anspruch nehmen können. Elke Schilling war davon so angetan, dass sie vor vier Jahren das deutsche Pendant zu ihrem Herzensprojekt machte. Minette Walters engagiert sich übrigens auch in diesem Projekt; sie weiß ja genug darüber.
Nun stehen sie also da, die Telefone, es sind auch genug Ehrenamtler vorhanden, die diese Telefone bedienen. Noch ist das Netzwerk „nur“ von 8 bis 20 Uhr erreichbar, aber die Projekverantwortlichen gehen davon aus, dass es bald 24/7 erreichbar sein wird. Es naht die kalte und triste Jahreszeit, da soll das umfangreichere Angebot vorhanden sein.
Anrufen oder angerufen werden
Anders als bei der Telefonseelsorge, die nur einseitig von den Hilfesuchenden genutzt wird, sollen beim Silbernetz auch so genannte Freundschaften entstehen. Wer als alter Mensch mag, sucht sich einen Freund aus, der ihm regelmäßig Zeit schenkt und ihn anruft, um zu fragen, wie es geht oder wie sich der ältere Mensch fühlt – gnau wie ein Freund, den man aus der Kindheit oder aus dem Berufsleben noch kennt. Da viele ältere Menschen niemanden mehr aus der Vergangenheit haben, tritt hier ein netter neuer Mensch ins Leben der älteren Leute. Eine gute Idee, finden wir, die durch Spenden gerne unterstützt werden kann.
Es ist oftmals gar nicht schwer, Teufelskreise zu durchbrechen. Das Projekt „Silbernetz“ zeigt, dass eine gute Idee und einige engagierte Menschen viel bewirken können – nicht nur in Berlin. Eine Idee, die in Anbetracht der immer größeren Gruppe der Senioren auch woanders Anklang finden kann.