Müllfreie Gemeinde in Japan – vernünftige Mülltrennung
Eine kleine Gemeinde in Japan hat einen riesigen Schritt in Richtung Umweltschutz und Plastikvermeidung gemacht. Ihr Ziel ist es bis 2020 komplett müllfrei zu sein und wurde mit diesem Ziel als erste „Zero-Waste-Stadt“ bekannt.
Eine gute Idee – müllfrei werden
Die Idee des Dorfs Kamikatsu existiert bereits seit 15 Jahren in den Köpfen der Bewohner. Vielleicht ist diese lange Zeit einer der Gründe, weshalb an diesem Ort der Welt das gelingt, was an so vielen anderen Orten immer üblere Ausmaße annimmt. Hier hatten die Einwohner Zeit, sich vorsichtig dem Gedanken an eine müllfreie Stadt anzunähern und so den müllfreien Lebensstil immer stärker in den Alltag zu integrieren. Viele sagen, dass Jahre harter Arbeit hinter ihnen liegen und viele Menschen in Kamikatsu der Idee zunächst kritisch gegenüber standen.
Keine Ausreden mehr
Als Grund dafür, dass in Kamikatsu die Müllvermeidung funktioniert und die Stadt immer weniger Müll abwirft, während überall sonst auf der Welt die Müllberge und Plastikinseln im Ozean wachsen, ist das strenge Recycling-System. Es trennt den Hausmüll in 45 Kategorien, wobei der Müll bereits Zuhause gereinigt, getrennt und sortiert werden muss. Anschließend bringen die Bewohner den Müll zu einer Sammelstelle. Dort kontrolliert man, ob die Mülltrennung korrekt erfolgt. Damit hat Kamikatsu es geschafft, eine Recyclingquote von 80 % zu haben. Der Plan ist, bis 2020 auf 100 % zu kommen und den Müll vollständig wiederzuverwerten.
Tauschen und Reparieren
Neben dem strengen und ergiebigen Recycling-System setzt die japanische Stadt auch noch auf verschiedene Einrichtungen, die die Bewohner in einer nachhaltigen Lebensweise unterstützen. Dort kann man Gegenstände, Besitztümer und Geräte austauschen, ausleihen oder anfragen. Auch Reparaturen und Upcycling-Projekte tragen zum Gelingen des Plans bei. Es gibt auch eine Fabrik, die aus alten Kleidungsstücken neue Taschen und andere Anziehsachen herstellt. Die Geschäfte, die mit der Non-Profit-Organisation „Zero Waste Academy“ in Verbindung stehen, werden Kuru-Kuru genannt.
Gemeindezentrum aus Müll und Zeitungen
Sogar in der architektonischen Stadtplanung findet die müllfreie Lebensweise einen Abnehmer. Das Gemeindezentrum in Kamikatsu wurde vollständig aus Materialien errichtet, die bereits existiert haben und durch abgerissene oder eingestürzte Häuser neu verwendet werden konnten. Auch die Einrichtung wurde aus abgegebenen oder gespendeten Möbeln gesammelt. Kaputte Tische reparierte man und Stühle lackiert man neu. So kann die Stadt ihr Motto in Herz des Ortes zur Schau stellen. Sogar die Wände wurden mit Zeitungspapier tapeziert.
Ein Projekt wie dieses kann eigentlich nur gewinnen. Zum Einen zieht die Gemeinde durch den ungewöhnlichen und bislang einzigartigen Plan, müllfei zu werden, Besucher und Einwohner an und macht sich so einen Namen im Tourismus. Zum anderen – und dieser Punkt ist noch viel wichtiger – ist Kamikatsu anderen Städten ein großartiges Vorbild. Die Stadt zeigt, dass ein müllfreies Leben durchaus möglich ist und auch von den Bewohnern angenommen wird.