Mit der Sonne unterwegs – Solarmodule auf Indiens Zügen
In Indien fährt auf der 50 Kilometer langen Strecke zwischen Dehli Sarai Rohilla und Fraukh Nagar der erste Regionalzug mit Fotovoltaik-Unterstützung. Weitere sollen folgen und die alten, maroden Loks ersetzen, sodass eine modernisierte Zeit anbrechen kann – auch in den Bahnhöfen selbst.
Indiens Eisenbahnnetz – riesig und marode
Indien hat das größte Eisenbahnnetz der Welt. Für lange Strecken sind Züge das wichtigste Verkehrsmittel. Aber vieles davon stammt noch aus der Kolonialzeit und ist stark in die Jahre gekommen. Die meisten Loks sind dieselbetrieben und rollende ökologische Katastrophen. Aber das wird sich bald ändern.
Der erste Solar-Diesel-Elektrische Zug
Mitte Juli 2017 hat der indische Eisenbahnminister Suresh Prabhu den HP 1600 DEMU vorgestellt. DEMU steht für Diesel Electric Multiple Unit. Dieser Zug fährt nach wie vor mit Diesel, seine sechs Waggons haben aber Solarzellen auf den Dächern, deren 16 Paneele jeweils 20 Kilowatt Strom liefern. Der so gewonnene Strom wird für die Versorgung von Lüftung, Klimaanlage, Innenbeleuchtung und Anzeigetafeln verwendet. Überschüssige Energie wird in 12V-Akkus gespeichert und kann so nachts und bei bedecktem Himmel abgerufen werden. Die Solarmodule sollen pro Jahr 7.200 Kilowatt Strom erzeugen. Innerhalb des nächsten halben Jahres werden weitere 24 Waggons umgerüstet, Gelder für die Module von weiteren 80 Zügen wurden bereits freigegeben.
Die Einführung dieselelektrischer Züge hat durchaus ökonomische Gründe. Bis 2020 sollen die Bahnanlagen ein Gigawatt Energie aus Solarstrom und 130 Gigawatt aus Windenergie selbst erzeugen können. Damit können tonnenweise fossiler Brennstoff, aber auch Kohlendioxidemissionen eingespart werden. Pro Zug rechnet man im Jahr mit 21.000 Litern Diesel und neun Tonnen Kohlendioxid. Umgerechnet beträgt die Kraftstoffeinsparung 1,2 Millionen indische Rupien, das entspricht 16.000 Euro pro Zug.
Solarstrom so günstig wie noch nie
Mitte Februar 2017 wurde in Indien ein neuer Tiefpreis beim solargewonnen Strom verzeichnet. Das liegt zum einen an größeren und effizienteren Anlagen, aber auch an einer gesteigerten Nachfrage nach erneuerbaren Energien. Insgesamt ist die Fotovoltaik zurzeit die preiswerteste Methode zur Stromgewinnung und somit wirtschaftlich attraktiv.
Auch die Bahnhöfe setzen auf Solarenergie
Das Projekt DEMU gehört zu einer Reihe umfangreicher Maßnahmen, mit denen Indiens Eisenbahnen klimafreundlicher werden sollen. Zurzeit gibt es in Indien 7.137 Bahnhöfe. Bei 300 davon hat die Ausstattung mit Solarmodulen bereits begonnen, weitere 2000 sollen demnächst folgen, wie das indische Finanzministerium bekannt gegeben hat. Nach Berechnungen des United Nations Development Program (UNDP) könnte der Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien im Bahnbereich bis 2025 auf 25 % gesteigert werden.
Das UNDP sieht auch vor, dass ganz Indien sein Netz zur Gewinnung von Solarenergie auf 5 Gigawatt ausbaut. Die indische Regierung hat bereits den Bau mehrerer Kohlekraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 14 Gigawatt gestrichen. Eine durchaus sinnvolle Maßnahme, gehört Indien doch weltweit zu den drei größten Klimasündern. Ein weiterer großer Sünder in Sachen Klimaschutz, China, hat 2017 sage und schreibe 85 Kohlekraftwerke aus der Planung genommen und will bis 2020 361 Milliarden Dollar in erneuerbare Energien investieren.
So langsam spricht es sich herum, dass der Einsatz erneuerbarer Energien nicht nur schöngeistiges Gerede ist, sondern dass man damit eine Menge Geld und fossile Brennstoffe sparen kann. Man darf hoffen, dass das Beispiel Indiens Schule macht.