Kreatives Müll-Recycling in Sierra Leone
Die Städte in Sierra Leone ersticken im Müll. In dem westafrikanischen Kleinstaat türmen sich Mülldeponien. Die stinkenden Berge voll Abfall ruinieren nicht nur das Ortsbild, sondern sind auch gesundheitsgefährdend. Nun hat die Stadt Kenema ein innovatives System zur Abfall-Bewirtschaftung ins Leben gerufen.
Mülldeponien im Zentrum von Freetown
Freetown, die Hauptstadt von Sierra Leone ist voller Müll. Mitten im Zentrum türmen sich Müllberge. Eine der wilden Deponien hat sogar einen Namen. Die Bewohner nennen sie: King Tom. Eine zweite riesige Müllhalde befindet sich direkt am Meer und neben dem größten Armenviertel der Hauptstadt. Weil der Müll nahe am Wasser liegt und es häufig regnet, vertrocknen die Abfälle nicht. Sie bleiben feucht und stinken erbärmlich.
Der Gestank zieht sich durch die Gassen. Die wilden Deponien sind gesundheitsgefährdend für die Bevölkerung von Freetown. Malariamücken brüten dort. Ratten laufen über die Müllberge. Schweine wälzen sich durch die stinkenden Abwässer.
Staatlich verordneter „cleaning day“
Jeden ersten Samstag eines Monats ist in Sierra Leone „cleaning day“. Dieser wurde staatlich verordnet. Wer nicht mitmacht, ist in der Gesellschaft ein Geächteter. Auch der Präsident hilft mit und greift an diesem Tag mal zum Besen. Die Bewohner fegen die Gassen und sammeln Müll auf.
Was sich als sinnvolle Aktion präsentiert, ist leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Das Umweltbewusstsein der Bewohner beschränkt sich meist auf diesen einen Tag. Die Armut setzt andere Prioritäten. Ohne staatliche Unterstützung und öffentliche Organisationen sind diese Säuberungsaktionen leider wenig nachhaltig.
NGO unterstützt Kenema
Kenema, eine Stadt mit 200.000 Bewohnern, liegt fast 300 Kilometer östlich der Hauptstadt Freetown. Hier wurde das Müllproblem staatlich geregelt. Die Abfall-Bewirtschaftung wird von öffentlichen und privaten Trägern übernommen. Unterstützt und begleitet wird sie dabei von der Deutschen Welthungerhilfe. Die NGO ist Teil des innovativen Projekts. Anfang 2019 wurde die letzte wilde Deponie der Stadt geschlossen. Sie wurde mit Erde zugedeckt und ist bereits wieder grün.
Müllabfuhr und Recycling
Kenema hat eine Müllabfuhr. Diese private Firma fährt täglich alle Haushalte an. Der Service kostet etwa 4 EUR pro Monat. Der Müll wird getrennt. Plastikabfälle werden eingeschmolzen und mit Sand vermischt. Daraus Steinplatten hergestellt. Sie werden verkauft – für Parkplätze, Straßenbau oder Gärten. Auch Taschen, Rucksäcke und andere Aufbewahrungsmöglichkeiten kann man aus dem Plastik herstellen. Eingeschmolzene Leichtmetallabfälle werden zu Pfannen oder Töpfen. Organische Produkte lassen sich kompostieren. Die hochwertige Erde wird als Düngemittel verkauft. Sie ist sehr beliebt bei den Bauern.
Erlöse gehen in die Abfall-Bewirtschaftung
Der Gewinn aus dem Verkauf der recycelten Produkte geht wieder zurück in die Abfall-Bewirtschaftung. Die Müllkippe, das Recyceln und Kompostieren lassen sich so finanzieren. Die Abfälle werden mit Sand zugeschüttet und zusammengepresst. So können die Reste nicht gären und sich keine gefährlichen Gase daraus bilden. Diese führen häufig zu spontanen Bränden. In Freetown passiert das immer wieder.
Kenema zeigt, dass es auch anders geht! Die westafrikanische Stadt hat ein innovatives und ausgeklügeltes Recycling-System entworfen. So rückt sie den wilden Deponien zu Leibe. Die Abfälle werden recycelt und weiter verkauft. Damit finanziert sich die Abfall-Bewirtschaftung selbst. Vor allem Sierra Leones Hauptstadt Freetown hat erheblichen Nachholbedarf. Ob sich das in Zukunft ändern wird, bleibt ungewiss. Bis dato fehlen sogar öffentliche Mülleimer in der Hauptstadt.