Afrikas digitale Innovationen: Mobile Payment gegen Armut
Wenn man von „Digitaler Innovation“ hört, dann ist „Afrika“ nicht immer der erster Gedanke. Die Geschichte von M-Pesa, eine mobile Währung aus Kenia, ist hier allerdings ein Gamechanger und kann die eigene Sichtweise nachhaltig verändern: 186.000 kenianische Familien verbessern in nur sechs Jahren ihre Lebenssituation nachhaltig allein dadurch, dass sie Zugang zum M-Pesa Netzwerk haben!
M-Pesa: Mobilfunker wird zum Finanzdienstleister
Kenia zählt zu den strukturschwächsten Ländern weltweit: Lediglich 13 % der Bevölkerung verfügen über einen Stromanschluss und außerhalb der Ballungszentren gibt es kaum Arbeit – viele junge Menschen ziehen daher auch in Städte wie Nairobi. Es ist nicht verwunderlich, dass nur wenige Analysten das Land im Blick hatten, wenn sie nach innovativen Payment-Ideen gesucht haben.
Das ändert sich allerdings, als die Menschen in Kenia eine neue Form des Geld-Transfers entwickelten. Ausgewanderte nutzten Prepaid-Guthaben, um ihren Familien auf einfache und sichere Weise Geld zu schicken. Das Telekom-Unternehmen Safaricom erkennt das Potenzial und macht aus einer guten Idee eine mobile Währung: M-Pesa (‚Pesa‘ heißt ‚Bargeld‘ auf Swahili).
Die mehr als 100.000 M-Pesa Agents stellen nicht nur eine günstige Möglichkeit zur Verfügung, um Geld zu überweisen. Das M-Pesa Netzwerk bietet vielen Kenianern die Chance, die eigene Lebenssituation nachhaltig zu verbessern.
Mobile Payment fördert das Unternehmertum
Der reibungslose Zugang zu einem funktionierenden Geldsystem kann einen nachhaltige Effekt haben – wie Tavneet Suri vom ‚Massachusetts Institute of Technology‘ (MIT) in einer Langzeitstudie über M-Pesa bestätigt. Der Untersuchungszeitraum von 2008 bis 2014 war die Periode des enormen Wachstums des M-Pesa-Netzwerkes. Die Haushalte, die dadurch einen Zugang zum neuen Zahlungssystem bekommen haben, profitierten auf eindrucksvolle Weise. Das täglich verfügbare Einkommen stieg im Durchschnitt um 18 % und hat eine besondere Wirkung: Handlungsfreiheit für Eigeninitiative. In den sechs Jahren gelang es knapp 200.000 Kenianern, aus der reinen landwirtschaftlichen Subsistenzwirtschaft ins Unternehmertum zu wechseln. Durch das funktionierende Mobile Payment ist es einfacher, Geld für Investitionen zu leihen und Erspartes zu verwalten – ein Handlungsspielraum, der vor allem von Frauen genutzt wird.
Unabhängigkeit von Frauen wird gestärkt
Für die Studienautorin sind die Zusammenhänge nicht eindeutig; sicher ist jedoch, die Verfügbarkeit von M-Pesa wirkt sich vor allem positiv auf die ökonomische Situation von Haushalten aus, die von Frauen geführt werden. Bargeld wird schneller ausgegeben als Geld auf einem Konto. Wenn das verfügbare Einkommen gerade für den Lebensunterhalt reicht und alle Haushaltsmitglieder leichten Zugang haben, zerrinnt es zwischen den Fingern. Mit einem M-Pesa Account gelingt es Frauen besser, die Balance zwischen Ein-und Ausgaben zu halten. Die Haushaltsersparnisse stiegen um durchschnittlich 22 % an. Diese ökonomische Freiheit konnten 185.000 Frauen nutzen, um in Stände auf regionalen Märkten bzw. mobile Verkaufsstände zu investieren. Sie werden dadurch zu zentralen Akteurinnen bei der Entwicklung regionaler Wirtschaftsstrukturen.
Neue Marke für technische Innovation
Heute ist klar, dass Armutsbekämpfung etwas mit Möglichkeiten und Eigeninitiative zu tun hat. Die neue mobile Währung Kenias ist dafür ein Vorzeigeprojekt. Eine schlaue digitale Innovation wird zum überraschenden Gamechanger.
Das ‚M‘ von M-Pesa ist zu Recht zu einem neuen Markenzeichen geworden. M-Kopa ist der neueste Spross kluger afrikanischer Technik und bringt Solarenergie dorthin, wo sie am meisten bewirken kann.