Wheelmap: Rollstuhlgerechte Karten per App erstellen
Kann ich da als Rollstuhlfahrer überhaupt hin? Endlich muss man sich als Mensch mit einer körperlichen Behinderung nicht mehr persönlich an Ort und Stelle um die Klärung dieser Frage kümmern. Mit Wheelmap steht eine Handy-App zur Verfügung, mit der sich barrierefrei zugängliche Orte auf einer Karte suchen und finden lassen. Jeder kann mitmachen, helfen und mit einem einfachen Ampelsystem weitere Orte bewerten.
Umtriebig, sozial engagiert, behindert
Raul Krauthausen war schon des öfteren im Fernsehen zu sehen. Die Glasknochenkrankheit fesselt das kleinwüchsige Energiebündel an einen Rollstuhl. Sie hindert ihn aber nicht daran, sich in zahlreichen sozialen Projekte zu engagieren und unermüdlich die Werbetrommel zu rühren. Der pointenreiche und begnadete Redner ist in Deutschland aufgewachsen, aber in Peru geboren. Seine südamerikanischen Wurzeln haben ihn schon früh für Probleme wie Armut und soziale Abhängigkeit sensibilisiert.
Die SOZIALHELDEN
2004 gründete er zusammen mit seinem Cousin Jan den gemeinnützigen Verein SOZIALHELDEN e. V. in Berlin, ein ständig wachsendes Netzwerk ehrenamtlicher Helfer. Sie wollen mit quer denkerischen kreativen Ideen auf soziale Missstände aufmerksam machen und Menschen zum Umdenken bewegen. Die Probleme will man aber nicht nur erkennen, sondern auch angehen: Einfach mal machen lautet ihre Devise.
Hintergrund war die Castingshow Deutschland sucht den Superstar. Jan und Raul wollten stattdessen etwas Sinnvolles casten und machten sich zusammen mit Radio Fritz Berlin auf die Suche nach dem SuperZivi. 150 Kandidaten mussten sich diversen Challenges unterziehen, der Sieger wurde Rauls Zivi. Der Anklang, den diese Veranstaltung fand, bestärkte die beiden in ihrem Entschluss, weitere soziale Projekte zu unterstützen: Die SOZIALHELDEN waren geboren.
Die Wheelmap-App
Die Wheelmap-App ist eines der zahlreichen Projekte der SOZIALHELDEN. Sie ist für Android und iOS kostenlos erhältlich. Jeder kann damit helfen, Orte nach ihrer Eignung für Rollstuhlfahrer zu kartieren.
- Grün bedeutet rollstuhlgerecht – der Eingang hat keine Stufe, eine Behindertentoilette ist vorhanden.
- Gelb heißt teilweise rollstuhlgerecht – eine einzelne Stufe am Eingang ist nicht höher als sieben Zentimeter. Die wichtigsten Räume sind barrierefrei erreichbar.
- Rot ist für Rollstuhlfahrer ungeeignet.
- Grau besagt, dass hier noch keine Bewertung vorliegt.
Entsprechende Eintragungen lassen sich direkt im Handy oder auf der Homepage wheelmap.org vornehmen. Rollstuhlfahrer und ihre Begleiter können ihre Erledigungen und sonstigen Tagesabläufe planen, indem sie auf der Karte Kategorien wie Einkaufen, Freizeit oder Verkehr auswählen. Weitergehende Informationen oder Fotos sind über Details abrufbar.
Der weitere Ausbau
Die interaktiven Karten nutzen das offene System OpenStreetMap und beschränken sich bisher vorwiegend auf Deutschland. Gut für die Reiseplanung: Die App ist in vielen Sprachen von Englisch bis Arabisch und Japanisch erhältlich (sogar in Klingonisch). Mit ihr lassen sich auch Vorschläge machen, an welchen Orte eine Rollstuhlrampe angebracht wäre. Tausendundeine Rampe für Deutschland, ebenfalls ein Projekt der SOZIALHELDEN, finanziert diese über Spenden und stellt sie beispielsweise Händlern gegen Unkostenbeitrag zur Verfügung.
Fazit
Eine gute Idee unterstützt viele Menschen. Allein in Deutschland gibt es rund 1,6 Millionen Rollstuhlfahrer. Wheelmap hilft nicht nur diesen, den Alltag einfacher zu gestalten, sondern jedem, der auf Barrierefreiheit angewiesen ist. Dazu gehören auch Gehbehinderte mit Rollator – noch einmal fünf Millionen, Tendenz steigend. Aber auch Familien mit Kinderwagen freuen sich, wenn sie im Vorfeld planen können, wo sie mit ihrem Nachwuchs überall hinkönnen und wohin nicht.