Verbrauch von Plastiktüten in Deutschland zurückgegangen
Sechs Milliarden Plastiktüten wurden noch 2015 in Deutschland im wahrsten Sinne des Wortes verbraucht. Seitdem sie fast überall kostenpflichtig geworden sind, werden sie wesentlich seltener zum Einsatz gebracht, zum Wohlwollen der Umwelt.
Freiwilliger Kampf für weniger Plastiktüten
Der deutsche Handelsverband gibt an, dass 2015 auf jeden Bürger durchschnittlich 70 Plastiktüten kamen. Im EU-Vergleich waren die Deutschen damit sparsam, denn der EU-Durchschnitt lag bei 198. Trotzdem: 2016 waren es nur noch 45.
Auf Betreiben des Bundesumweltministeriums hatte sich der Einzelhandel auf freiwilliger Basis zur Erhebung eines Beitrages für jede Tüte ab dem 1. Juli 2016 verpflichtet. Rund 240 Unternehmen nehmen daran teil. Bis 2018 sollen 80 % der Plastiktüten etwas kosten – momentan sind es erst 60 %.
Die Plastiktüte: Ex und hopp
Die Plastiktüte ist noch gar nicht so alt. Modern wurde sie Mitte der 1960er Jahre. Die legendäre Aldi-Tüte war stabil und reißfest und wurde in der Regel mehrfach verwendet. Heute, wo Ex und Hopp zum Standard geworden ist, liegt die Nutzungszeit einer Tüte im Minutenbereich, bevor sie in der Mülltonne landet.
Die Spitze des Eisbergs
Laut Nabu verbrauchen die Deutschen pro Kopf und Jahr knapp vierzig Kilogramm Plastikverpackungen. Das wenigste davon sind Plastiktüten. Nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland machen diese mit rund 52.000 Tonnen nur 1,73 % des deutschen Verpackungsmülls aus. Im Vergleich zum gesamten Kunststoffabfall – 5,92 Millionen Tonnen – schrumpft der Plastiktütenanteil auf noch nicht einmal mehr ein Prozent.
Das größere Problem sind unnötige Umverpackungen für Fast Food oder Coffee-to-go. Man erinnere sich an ökologische Glanzleistungen wie geschälte (!) Bananen und Apfelsinen oder Cola-Dosen (!!) in Senkverpackung mit Klarsichtfolie drüber.
Generell gilt: Je weniger Plastikmüll, desto besser. Denn geschätzte 30 Millionen Tonnen Kunststoff landen jährlich in den Weltmeeren und erweisen sich dort als ökologisches Desaster. Das gilt vor allem für die als Mikroplastik bezeichneten Abbaupartikel, die längst in der Nahrungskette gelandet sind und die marinen Ökosysteme nachhaltig schädigen.
Papiertüten sind nicht das Gelbe vom Ei…
…denn sie benötigen bei ihrer Herstellung jede Menge Energie, Wasser, Chemikalien und Holz oder Recyclingpapier als Rohstoff. In der Herstellung sind gerade Tüten aus „neuem“ Papier in ihrer Ökobilanz sogar schlechter als Plastiktüten. Nach Berechnungen der Deutschen Umwelthilfe müßten Papiertüten mindestens dreimal verwendet werden, um eine bessere Umweltbilanz aufzuweisen als die Kunststoffvariante. Aber in der Praxis sind sie nicht besonders haltbar und gehen schnell kaputt. Lediglich beim Verrotten machen sie eine ökologisch gute Figur.
Jute statt Plastik – Mehrweg statt Einweg
Grundsätzlich ist alles, was mehrfach verwendet werden kann, besser als ein Einmalprodukt: Ob Jutebeutel und Rucksack oder die große Einkaufstasche für den Großeinkauf sowie die faltbare kleine Stofftasche, die notfalls in die Hosentasche passt, für kleinere Besorgungen. Die Älteren werden sich noch erinnern, wie die Markthändler früher die Kartoffeln in Omas geräumige Einkaufstasche kippten, gefolgt vom Suppengrün in einer braunen Papiertüte und einem Kopf Rotkohl. Aus Sicht der Umwelt war das sicherlich die beste Methode überhaupt.
Auch wenn der zurückgegangene Verbrauch von Plastiktüten nur ein Mosaiksteinchen bei der Vermeidung unnötiger Verpackungen sein mag, ist immerhin ein Anfang gemacht. Sogar der Discounter Aldi, bisher der ungekrönte König der Plastiktüte, will nun Plastik- und Papiertüten bis Ende 2018 aus dem Sortiment nehmen und stattdessen verstärkt auf Mehrwegtaschen setzen.