Schüler in Magdeburg können zukünftig kostenlos Straßenbahn fahren
Der Antrag der SPD im Stadtrat Magdeburgs wurde positiv entschieden. Ab 2021 sollen Jugendliche unter 18 Jahren in Magdeburg Busse und S-Bahnen kostenlos nutzen dürfen. Nach dem Vorbild Rostocks, das die unentgeltliche Nutzung für Schüler bereits 2020 einführt, setzt sich nun eine weitere Stadt Ost-Deutschlands als Vorreiter ins Rampenlicht.
Weshalb sollen Schüler gratis fahren?
In erster Linie geht es wohl darum, die Innenstädte zu Stoßzeiten zu entlasten, denn wie auch Arbeitnehmer haben Schüler überwiegend um 08.00 Uhr an ihrer Wirkungsstätte zu erscheinen. Im Gegensatz zu anderen Städten wie Halle, wo Hol- und Bringzonen für Eltern eingerichtet wurden, die ihre Sprösslinge zur Schule fahren, will die Hauptstadt Sachsen-Anhalts die Schüler-Taxis komplett aus den Verkehrsspitzen nehmen.
Hiermit will man nicht nur den Schadstoffausstoß reduzieren, es geht auch um soziale Gerechtigkeit. In jüngster Zeit tauchte der Begriff PLZ-Schulen auf. Kinder werden aus Kosten- und Bequemlichkeitsgründen ungeachtet von individuellen Fähigkeiten oder Förderbedarf auf die nahe gelegenen Schulen geschickt. Durch die Möglichkeit, für lau quer durch die Stadt zu gondeln, können Schüler nun jene Bildungseinrichtungen besuchen, die ihre Entwicklung am günstigsten beeinflussen.
Die Auswirkungen auf den Nahverkehr
Ob dadurch beim Ein- und Aussteigen ein Run wie beim Sommerschlussverkauf entsteht, bleibt bislang ungeklärt. Schätzungen zufolge hat der Magdeburger Fahrgastverband somit schlimmstenfalls mit rund 20.000 Nutzern mehr zu rechnen. Nach Auskunft des MVB müssten dafür weder neue Touren noch mehr Mitarbeiter eingestellt werden. Die „Pro-Bahn Mitteldeutschland“ entkräftet diese Bedenken mit einem verifizierten Beispiel aus akademischen Kreisen. Studenten der Uni Magdeburg dürfen den ÖPNV bereits seit geraumer Zeit für 33 Euro pro Semester nutzen. Davon macht lediglich jeder Dritte Gebrauch.
Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld …
Oberbürgermeister Trümper stimmte dagegen. Er hält den Fokus auf die entstehenden Mehrausgaben für die Stadt, die aus der Luft gegriffen mit 4-5 Millionen Euro zu Buche schlagen. Diese Entschädigung an den Nahverkehrsbund Marego lässt nur schwer beziffern. Würde man als Grundlage hierfür das Monatsticket für Schüler zurate ziehen, das mit EUR 37,12 pro Schüler aufgerechnet wird, kämen wir bei angegebenen Belastung auf etwa 9.000 bis 11.000 Wissensdurstige.
Einsparungen der Stadt
Man sollte unbedingt die Einsparungen der Stadt berücksichtigen, die dadurch entstehen. Eingespart werden aktuell ausgegebene Schülertickets, die jedoch nur für bestimmte Tageszeiten und an Schultagen gelten. Neben Ausgaben der aktuellen Schülerkarten fallen Verwaltungskosten für die Ticketvergabe und für die Abrechnung an, denn Pennäler über 18 werden mit 100 Euro Selbstbeteiligung zur Kasse gebeten.
Fazit
Mehr Gerechtigkeit braucht das Land, Abi mit 17 Jahren ist wohl undenkbar. Etliche Konzerne geben Freikarten an ihre Mitarbeiter aus, müssen diese zu Urlaubsantritt abgegeben werden? Auch Schüler haben ein Recht an der Teilhabe am öffentlichen Leben. Wir wollen, dass sie sich in Vereinen auspowern, statt an der Ecke herumzulungern. Ganz abgesehen davon entlasten wir uns als Eltern selbst, wenn die täglichen Taxifahrten zu sinnvollen Freizeitaktivitäten oder zur Nachhilfestunde entfallen.