Wie ein Obdachloser zurück ins Leben geführt wird
„Habe ein ernstes Anliegen“ – mit diesen Worten beginnt Dennis seinen Post bei Jodel, einer Social-Media-App für Studenten, und löst damit einen regelrechten Nachrichtenmarathon aus. Er erzählt der Jodel-Community die Geschichte von Andreas, der mit seinen 40 Jahren bereits seit drei Jahren obdachlos ist und aus dieser Misere nicht ohne Hilfe kommen kann. Was die Community dann auf die Beine stellt, klingt fast zu schön, um wahr zu sein.
Der Teufelskreis
Dennis teilt sich bei einem Krankenhausaufenthalt das Zimmer mit Andreas. Der 40-Jährige kommt aus Polen, wurde zunächst von Frau und Kind verlassen, wurde alkoholsüchtig und hat anschließend seine Arbeitsstelle und seine Wohnung verloren. Seitdem lebt er auf der Straße. Ohne festen Wohnsitz findet er keine neue Arbeit, ohne Arbeit möchte ihm kein Vermieter eine Wohnung geben. Da er die polnische Staatsbürgerschaft besitzt, darf er jedoch auch nicht länger als zwei Wochen in einem Obdachlosenheim unterkommen – ein Teufelskreis, dem Andreas alleine nicht mehr entfliehen kann.
Dem Alkohol hat Andreas mittlerweile den Rücken gekehrt, er möchte wieder ein geregeltes Leben führen, schafft es jedoch nicht alleine. Das merkt auch Dennis und wendet sich über die App Jodel an Studenten rund um und in Mainz. Er möchte Andreas eine zweite Chance verschaffen und verfasst folgenden Post: „Habe ein ernstes Anliegen: Ich lag zwei Wochen im St. Vincent in Main… Dort habe ich mir das Zimmer mit einem Obdachlosen geteilt, der wirklich eine traurige Geschichte hat.“
Grenzenlose Hilfsbereitschaft
Was Dennis mit dieser Nachricht auslöst, hätte er sich selbst niemals träumen lassen. Binnen weniger Stunden erreichen Dennis immer mehr Nachrichten. Studenten aus ganz Mainz und Umgebung wollen ihm bei seinem Vorhaben, Andreas von der Straße zu holen, helfen. Mehr als 1500 Nachrichten erreichen den jungen Mann. Schnell treffen immer mehr Angebote ein. Eine Frau möchte Andreas Wäsche waschen, andere geben hilfreiche Tipps für die anstehende Jobsuche, wieder andere geben ihre Zusage, dass sie gerne Geld und Kleidung spenden möchten. Selbst zu einer Grillparty wird Andreas eingeladen. Dennis ist selbst von diesem Engagement der Community begeistert und beschließt, eine Spendenseite einzurichten, ein anderer Jodler bietet seine Hilfe bei einer Webseitenerstellung für den Obdachlosen an.
Mittlerweile sind mehr als 5000 Euro auf dem Spendenkonto für Andreas eingetroffen. Genug Geld für einen Neuanfang für den gebürtigen Polen. Mittlerweile hat die Community bereits eine ganze Wohnungseinrichtung für den sympathischen Obdachlosen zusammen. Eine Frau aus Rüsselsheim hat Dennis kontaktiert, um Andreas einen 450-Euro-Job anzubieten. Dank Dennis Engagement und der Hilfsbereitschaft der Jodel-Community scheint der Pole nun einen Weg aus der Obdachlosigkeit gefunden zu haben.
Eine Welt mit Zusammenhalt
Ein Zusammenhalt unter Menschen, wie ihn die Geschichte von Dennis und Andreas deutlich macht, kann unvorstellbare Dinge möglich machen. Die Hilfsbereitschaft der Jodel-Community hat Andreas eine zweite Chance verschafft. Eine Gemeinschaft kann so viel mehr bewirken, als man vielleicht glaubt.