Miteinander – Füreinander: Ehrenamt für, von und mit Geflüchteten
Der lange Sommer der Migration 2015 bescherte Deutschland die höchsten Zahlen von Geflüchteten aus den Kriegsgebieten Syrien, Afghanistan und Irak, aber auch aus anderen Ländern in den letzten Jahren. Ohne die große Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung wären aufnehmende Kommunen landesweit nahezu aufgeschmissen gewesen: Durch persönlichen Einsatz vor Ort fühlten sich Menschen, die alles verloren und zurückgelassen hatten, angenommen und willkommen. Drei Jahre nach dem langen Sommer der Migration werden immer mehr Geflüchtete selbst ehrenamtlich aktiv. Nicht zuletzt, um etwas zurückzugeben.
Geflüchtete werden ehrenamtlich aktiv
In Deutschland angekommen, konnten viele Geflüchtete nicht glauben, dass sich die deutsche Bevölkerung meist unentgeltlich und freiwillig für sie einsetzt. Was Ehrenamt bedeutet und auszeichnet, haben viele sehr schnell erfahren und verstanden. Hinzu kommt: Viele Geflüchtete wünschen sich mehr Kontakt zur deutschen Bevölkerung. Dies zeigen neueste Studien. Hinzu kommt die lange Wartezeit auf einen Deutsch- oder Integrationskurs, für viele eine Voraussetzung, um arbeiten zu dürfen und Arbeit zu finden. Arbeit und Ausbildung sind wesentliche Motoren im Integrationsprozess. Sie bieten eine Alltag und Kontakt zur deutschen Bevölkerung – neue Freundschaften können geschlossen werden, ein Gefühl von „zuhause“ stellt sich allmählich ein.
Um die lange Wartezeit zu überbrücken, werden immer mehr Geflüchtete selbst ehrenamtlich aktiv: In Tafeln, Sozialkaufhäusern, aber auch in Altenheimen oder Nachbarschaftsprojekten. Auch das Ehrenamt bietet Alltag und Kontinuität sowie Abwechslung und neue Kontakte. Bereits erworbene Deutschkenntnisse lassen sich ausprobieren und erweitern. Doch diese Gründe sind nicht ausschlaggebend für viele Geflüchtete. Vielmehr besteht der Wunsch, auch etwas zurückzugeben, wo man selbst soviel bedingungslose Hilfe erfahren hat.
Ehrenamt bietet Integration
Die verschiedenen Ehrenämter in der Flüchtlingshilfe sind längst nicht mehr nur mit Deutschen gefüllt. Die Geflüchteten beteiligen sich selbst aktiv am Hilfe- und Integrationsprozess, indem sie Ideen und Bedarf für neue Projekte beisteuern und selbst Verantwortung übernehmen möchten. Demokratie und Partizipation im Sozialraum werden so miteinander neu entdeckt. Der Nachbar ist nicht mehr der Geflüchtete, Fremde, sondern ein engagierter Vater im Fußballverein und hilft vormittags bei der Tafel.
Geflüchtete erhalten durch ein Ehrenamt die Möglichkeit, die Rolle als Hilfesuchender zu verlassen und selbst aktiv zu werden. Selbstwirksamkeit und Selbstbewusstsein nehmen zu, das Schutz bietende Land wird zur neuen Heimat.
Auch Deutsche, die Flüchtlingshelfer der ersten Stunde waren, begrüßen die neuen Teammitglieder. So können sie hautnah die Entwicklung und den Integrationsprozess erleben. Aus einem Lehrer-Schüler-Verhältnis wird eine Freundschaft. Behördengänge werden durch Landsleute unterstützt, die Neuankömmlingen in der Muttersprache erklären können, was gerade passiert und was wichtig ist. Integration ist ein Aufeinanderzugehen, wie dieses Beispiel zeigt. Auch bietet ein Ehrenamt einen besseren Einstieg ins Berufsleben oder in Ausbildung und Studium. Viele soziale Träger stellen Bescheinigungen über regelmäßige, ehrenamtliche Arbeit aus – das hinterlässt einen guten Eindruck.