Hunde hinter Gittern – Gefangene bilden Blindenhunde aus
In Hamburg leben Hunde im Gefängnis. Was sich wie eine Schlagzeile über ein schlecht geführtes Tierheim anhört, ist in Wirklichkeit ein erfolgreiches soziales Projekt. Angeregt von ähnlichen Maßnahmen werden bereits seit 2010 in der Justizvollzuganstalt Hahnöfersand Blindenhunde ausgebildet. Von dieser „Hundebande“ profitieren auch die Gefangenen, die sich um die Hunde kümmern.
Frauchen und Hund auf engstem Raum
Nachdem die Sozialpädagogin Manuela Maurer in den USA ähnliche Gefängnisprojekte kennengelernt hatte, setzte sie alles daran, auch in Deutschland ein Programm mit Hunden ins Leben zu rufen. 2010 war es schließlich so weit. Die ersten Vierbeiner konnten in Hamburg in die Frauen-JVA Hahnöfersand einziehen. Hier teilen sie nicht nur die etwa zehn Quadratmeter großen Zellen mit ihren jeweiligen Betreuerinnen, sondern werden von diesen auch an verschiedene Kommandos gewöhnt.
Unter der Anleitung einer ausgebildeten Hundetrainerin lernten die Gefangenen, was ihr Pflegehund am Ende der Ausbildung alles wissen und können muss und wie sie ihm das beibringen können. Wichtig ist dabei neben Geduld vor allem auch viel Zeit, in der sich ein Mensch intensiv um den jungen Hund kümmert. Zeit haben die Frauen in Hahnöfersand dabei mehr als genug. Am Ende ihres Gefängnisaufenthalts sind die Hunde optimal darauf vorbereitet, nach einer Zusatzausbildung ihren Dienst als vierbeinige Alltagshelfer für Blinde und Sehbehinderte aufzunehmen.
Positive Wirkung auf die Gefangen
Aber nicht nur für die Hunde ist die intensive Betreuung im Gefängnis ein Gewinn. Auch die Frauen, die sich im Rahmen des Programms „Hundebande“ um einen Vierbeiner kümmern, blühen auf. Dies ist zum einen in der Tatsache begründet, dass Hunde ihre Bezugspersonen bedingungslos akzeptieren und anders als Menschen keine Vorurteile gegen Strafgefangene haben.
Ein wichtiger Faktor ist aber auch, dass sich die Betreuerinnen häufig zum ersten Mal wieder auf ein anderes Lebewesen einlassen und Verantwortung für sein Wohlergehen übernehmen. Dies ist nicht nur fordernd, sondern auch mit einer Stärkung des Selbstwertgefühls verbunden. Außerdem erleben die Frauen durch die Hundeerziehung hautnah, dass sie selbst etwas in dem Verhalten des Hundes und seinem Alltag verändern können. Dadurch werden sie selbstbewusster und schöpfen Hoffnung, in Zukunft auch in ihrem eigenen Leben etwas zum Positiven verändern zu können. Gleichzeitig werden das Gemeinschaftsgefühl und die sozialen Kompetenzen der an dem Programm beteiligten Gefangenen gestärkt. Damit nichts schief geht, betreut man die „Hundebande“ psychologisch.
Weitere Projekte geplant
Nachdem die Pilotphase inzwischen erfolgreich abgeschlossen worden ist, sollen in weiteren Justizvollzugsanstalten ähnliche Hundeausbildungsprojekte starten. Mehrere Gefängnisse haben bereits Interesse angemeldet. Im sachsen-anhaltinischen Torgau geht die dortige JVA bereits einen ganz eigenen Weg. Hier werden alte Vierbeiner, die im Tierheim keine Chance auf Vermittlung mehr haben, bei ausgewählten Gefangenen untergebracht. Auf diese Weise haben die Hunde-Senioren, die ohnehin nicht mehr viel Auslauf benötigen, wieder einen eigenen Menschen, der sich um sie kümmert. Auch die Strafgefangenen haben einen neuen Freund, der ihnen emotionalen Halt gibt.