Nach missglückter WM: Fußballnachwuchs kann Umbruch schaffen
Nach dem Debakel bei der WM 2018 in Russland wirft der deutsche Fußball und speziell der DFB viele Fragen auf. Wie geht es weiter? Sollten einige verdiente Nationalspieler zurücktreten oder gar aussortiert werden? Welcher deutsche Jungnationalspieler kann beim Umbruch eine tragende Rolle einnehmen? Muss die Taktik geändert werden? Ist der Trainer Jogi Löw noch der Richtige für diese Aufgabe? Hier klären wir die wichtigsten Fragen und Fakten.
Probleme der Altstars
Viele Kritiker und Stimmen behaupten, es sollten einige verdiente Nationalspieler zurücktreten, um den Weg für etwas neues frei zu machen. Grundsätzlich kann man jedoch sagen, dass das Vertrauen in die Weltmeister von 2014 natürlich berechtigt ist. Allerdings hat sich nach einer geradezu kollektiven Arbeitsverweigerung bei der WM in Russland die Frage aufgedrängt, ob dieses Personal noch den nötigen Biss und Titelhunger besitzt. Der kürzlich bekannt gewordene Rücktritt von Mesut Özil wird auf jeden Fall einen Knall bewirken. Wie sich dieser auf den DFB auswirken wird oder ob diesem Beispiel noch andere Spieler folgen, kann aktuell noch schlecht abgeschätzt werden.
Umstrukturierung der Mannschaft
Bei der nächsten WM in 4 Jahren werden viele aktuelle Stars wie Neuer, Müller, Hummels oder Kroos bereits im Fortgeschrittenen Fußballeralter sein. Es macht also nur bedingt Sinn, die Mannschaft so zu belassen wie sie ist. Es wird einige erfahrene Führungsspieler benötigen, aber ansonsten sollte man auf junge und hungrige Spieler setzen. Bereits bei der WM haben sich Spieler wie Julian Brandt aufgedrängt. In Zukunft werden jedoch auch bisher wenig berücksichtigte Spieler wie Leroy Sané, Serge Gnabry und andere junge Talente eine tragende Rolle einnehmen. Diese sind zwar noch jung, haben in den vergangenen Monaten und Jahren jedoch schon Erfahrung bei Topclubs gesammelt. Generell sind auch in den U-Mannschaften sehr viele vielversprechende Talente vorhanden. Auch ein Marco Reus, der bei der WM einer der wenigen Lichtblicke war, wird für einen Neuaufbau wichtig werden.
Hat der Ballbesitzfußball ausgedient?
Die erfolgreichsten Mannschaften der WM in Russland haben keinen Ballbesitzfußball gespielt. Dagegen sind ausgewiesene „Ballbesitzexperten“ wie Spanien oder Deutschland schon sehr früh ausgeschieden. Diese Mannschaften wirkten träge, ideenlos und teils unflexibel. Es scheint, als wurden kein Mittel gegen kompakt verteidigende Mannschaften gefunden. Zusätzlich war man anfällig gegen hohes Pressing und schnelle Konter. Aber auch vermeintliche Mitfavoriten der Vergangenheit wie Portugal und Argentinien wirkten eher einfallslos und altbacken. Es wirkt so, als haben die „kleinen“ Gegner in den letzten Jahren herausgefunden, wie man gegen so agierende Mannschaften verteidigen und agieren muss. Aber „Kleine“ gibt es ja ohnehin nicht mehr.
Es bleibt also spannend, wie Löw und sein Taktik-Team darauf reagieren werden. Dabei muss jedoch definitiv ein Änderung eintreten, denn die Zeiten des attraktiven, schnellen und erfolgreichen „Hurrafußballs“ von 2010 oder 2012 mit jungen, wilden und hungrigen Spielern sind vorbei. Die Zeit einer neuen Generation Spieler wird kommen. Diese Spieler sind zweifellos da. Sie müssen nur entdeckt und berücksichtigt werden.
Deutschland kann den Umbruch in eine neue Ära schaffen, dafür muss man aber sowohl Taktik als auch Personal überdenken. Fraglich bleibt, ob man mit dem „verdienten“ Personal der letzten Jahre in eine erfolgreiche Zukunft gehen kann. Die neue Generation „junge Wilde“ steht bereit. Man muss sie nur aufwecken.