Die Geschichte einer außergewöhnlichen Geburt
Es steht wohl außer Frage, dass eine Geburt ein großes Ereignis für jede Frau ist. Umso mehr mühen wir uns ab, den perfekten Start in die Welt für unser kleines Glück zu planen. Allerdings läuft es dann selten genau nach Plan ab. Es gibt Situationen im Leben, die möchte man absolut nicht mit einer Geburt verknüpfen. Manchmal will das Kleine allerdings genau dann kommen, wenn es der Mama gerade überhaupt nicht passt. Das beste Beispiel dafür beschreibt folgende Geschichte.
Reine Nervensache
Carla wollte eigentlich nur kurz zum Kiosk, um sich ihre Nervennahrung zu holen. Die junge Frau war nämlich im 9. Monat schwanger. Heute schienen die Straßen seltsamerweise wie leer gefegt. Auch im Kiosk herrschte gähnende Leere. Carla schnappte sich ihre Schokoriegel und ging zur Kasse. Doch vom alten Eduard fehlte jede Spur. Sie versuchte, in die hinteren Räume zu spähen. „Eduard“, rief sie. „Moment“, tönte es leise zurück. Carla kramte nach ihrem Portemonnaie. „Nehmen Sie die Hände hoch“, herrschte sie da plötzlich jemand an. Sie blickte erschrocken auf und starrte in das maskierte Gesicht eines riesigen Mannes. Als sie die Waffe sah, rutschte ihr das Herz in die Hose. Das durfte doch nicht wahr sein. Sie sah sich schon in den Schlagzeilen der Lokalzeitung. „Hochschwangere Frau erschossen“. Noch während die Panik Carla mit eisernem Griff umarmte, spürte sie plötzlich, wie es in ihrer Hose seltsam warm wurde. Die Fruchtblase war geplatzt.
Unerwartete Hilfe
Das konnte doch nicht wahr sein. Carla wollte losschluchzen, die plötzlich auftretenden Wehen entlockten ihr allerdings nur einen schmerzerfüllten Schrei. Der hünenhafte Mann sah sie erschrocken an. „Was ist denn mit Ihnen?“, fragte er verwirrt. „Die Frau ist hochschwanger“, ließ sich der alte Eduard vernehmen. „Verdammter Mist, legen sie sich hin“, schrie der maskierte Mann entsetzt. Carla starrte ihn ungläubig an. Am liebsten würde sie die kleine Leonie zwingen, noch eine Weile zu warten. Doch ihr Körper hatte seinen eigenen Willen. Also zog sie sich aus und schrie sich die Seele aus dem Leib, während sie dem Impuls des Pressens nachgab. Dass sie dabei die Hand des Verbrechers fast zerquetschte, bemerkte sie gar nicht. Da hörte Carla die Schreie ihrer kleinen Tochter und bemühte sich, die Augen offen zu halten. Der Fremde legte ihr die Kleine auf den Bauch. Dann verschwamm alles.
Als Carla wieder wach wurde, stand der alte Eduard über ihr und um sie herum war ein hektisches Treiben orangefarbener Silhouetten im Gange. „Seltsam“, dachte Carla, „bin ich jetzt tot?“ Das hatte sie wohl laut ausgesprochen, denn Eduard schüttelte den Kopf. Sie erkannte die Silhouetten als Sanitäter und atmete erleichtert auf. Neugierig blickte sie sich um, doch von dem Maskierten fehlte jede Spur. „Da hat wohl ein Verbrecher sein Herz entdeckt“, murmelte der alte Eduard leise. Entgegen Carlas Annahme lauteten die Schlagzeilen am nächsten Tag: „Flüchtiger Verbrecher entpuppt sich als Helfer in der Not.“ Er hatte das Herz am Ende dann wohl doch am rechten Fleck.