Weniger ist mehr – Minimalismus macht glücklich
Ein neues Paar Schuhe, das perfekt zum Mantel passt. Ein Buch, in dem man versinkt. Eine Muschel, die an einen schönen Urlaub erinnert. Sicher, es gibt Dinge, die glücklich machen. Aber Hand auf Herz: Das sind die wenigsten, die sich in einem normalen Haushalt befinden. Trotzdem fordern alle Dinge Platz in unserem Leben. Wir müssen sie irgendwo aufbewahren, sauber halten, wegräumen. Das frisst Zeit und Energie. Es lohnt sich, ab und zu Inventur zu machen und zu fragen: Welche Dinge verdienen eigentlich diesen Platz und diese Aufmerksamkeit?
Den Weg, sein Leben zu entrümpeln und nur noch Dinge zuzulassen, die man wirklich braucht, nennt man Minimalismus. Experten kommen mit nur 100 Dingen aus. Aber so extrem muss man sich gar nicht reduzieren. Es reicht auch, in kleinerem Stil Ballast abzuwerfen, um sich freier und klarer zu fühlen.
In kleinen Schritten zu mehr Struktur
Möglich ist es zum Beispiel, mit einem bestimmten Schrank anzufangen. Ein Nachmittag genügt, um aus dem Kleiderschrank alle Teile auszusortieren, die Sie schon seit mehr als einem Jahr nicht mehr anhatten. Eine Stunde, um aus dem Badezimmerregal abgelaufene Pröbchen zu entfernen. Und weniger als eine halbe Stunde, um fünf Bücher aus dem Regal zu ziehen, die Sie eh nicht noch einmal lesen werden.
Der Nebeneffekt bei Minimalismus: Wer entrümpelt, legt sich fest. Wer sich reduziert, muss sich auf das Wesentliche konzentrieren. So lernen Sie etwas über sich selbst und Ihre Prioritäten – und Sie lernen, zu sich zu stehen. Gefallen Ihnen die Sofakissen mit Blumenmuster wirklich? Oder sind sie Ihnen nicht eigentlich viel zu verspielt? Haben Sie sich verändert und sind inzwischen vielleicht eine andere Person als diejenige, die damals den romantischen Stoff für diese Kissen ausgesucht hat? Wer konsequent Dinge aus seinem Leben entfernt, die nicht mehr zu ihm oder ihr passen, hat es viel leichter, seinen persönlichen Stil zu finden und authentisch zu wirken.
Brauchen wir Erinnerungsgegenstände?
Dazu gehört allerdings auch, beim nächsten Einkauf ein vermeintliches Schnäppchen genau zu überprüfen: Brauche ich das wirklich? Bereichert diese Sache mein Leben so sehr, dass ich nicht nur Geld für sie ausgebe, sondern ihr einen Platz in meiner Wohnung überlasse? Vielleicht gibt es auch Alternativen: Bücher kann man auch in der Bibliothek ausleihen, einen Raclette-Grill kann man über einen nachbarschaftlichen Tauschring borgen. Wer nicht jeden Trend mitmacht und eine klare Vorstellung davon hat, welche Dinge gut tun, kann das gesparte Geld in hochwertige Produkte investieren, die schöner sind und länger halten.
Wo fängt man mit Minimalismus an?
Heikel ist immer der Punkt: Was ist mit Dingen, an denen Erinnerungen hängen? Dabei stellen sich hier die gleichen Fragen wie bei den anderen Sachen auch. Würde Ihnen etwas fehlen ohne sie? Erinnerungen existieren schließlich in Ihrem Kopf. Wenn Sie das Urlaubssouvenir wegwerfen, werden damit nicht automatisch Ihre Urlaubserinnerungen gelöscht. Auch hier kann es bereichernd sein, zu überlegen, welche Erinnerungen für Sie so wertvoll sind, dass Sie sie in Form eines Gegenstands ständig präsent haben möchten – oder für welche möglicherweise ein Bild im Fotoalbum genügt.
Die Grenze ist immer Ihr Bauchgefühl. Manchmal reicht auch schon ein einzelnes Zimmer oder ein einzelnes Regal, in dem Ihre Lieblingsdinge nun im Vordergrund stehen, um glücklicher zu werden.