MakaPads – Natürliche Binden gegen die Diskriminierung von Frauen
Zwangsweise schul- und arbeitsfreie „Tage“: In der Dritten Welt können Mädchen während ihrer Periode für mindestens drei Tage nicht zur Schule, Frauen nicht zur Arbeit gehen. Die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben scheitert nicht nur an religiösen Tabus und mangelnder Privatsphäre, sondern oft am Fehlen erschwinglicher Hygieneprodukte. Eine Packung Binden kostet in Uganda das doppelte Tageseinkommen einer durchschnittlichen Familie. Frauen gefährden ihre Gesundheit, da sie alte Lappen, Zeitungen oder ähnlich ungeeignetes Material verwenden müssen. Dem kann jetzt ein Ende gemacht werden.
Dr. Musaazis Angepasste Technologien
Der ugandische Ingenieur Dr. Moses Kizza Musaazi arbeitet am College of Engineering, Design and Art der Universität von Makerere an Appropriate Technologies. Angepasste Technologien versuchen Probleme unter Berücksichtigung lokaler, wirtschaftlicher und kultureller Eigenheiten zu lösen. Das beinhaltet die Nutzung örtlich vorhandener Rohstoffe und Energiequellen, Umweltfreundlichkeit und volle Wirtschaftskontrolle durch lokale Instanzen. Mit solchen Konzepten hat Musaazi schon desöfteren von sich reden gemacht. So hat er beispielsweise mit einfachsten Mitteln für die Sanierung sanitärer Anlagen in öffentlichen Schulen gesorgt. Bei diesen Arbeiten bat man ihn, einen Verbrennungsofen für Hygieneprodukte zu bauen. Die Mädchen mussten zuvor die Binden sammeln und weit entfernt von der Schule entsorgen. Musaazi erkannte, dass es dieses Abfallproblem mit natürlichen Binden überhaupt nicht gäbe.
Technology for Tomorrow – Technologie für morgen
Musaazi testete verschiedene absorbierende Materialien wie Elefantengras, Wasserhyazinthen und Bananenfasern und kam schließlich auf Papyrus. Das Gras wächst schilfartig in großen Mengen am Rande von Wasserläufen. Er gründete die Firma Technology for Tomorrow Ltd. (T4T), die solche Binden produziert und zu erschwinglichen Preisen anbietet. Sie bestehen aus natürlichem, hundertprozentig biologisch abbaubarem Material. Die Produktion erfolgt in Handarbeit und ohne Einsatz von Chemikalien. Man benötigt dafür lediglich Papyrus, Recyclingpapier und Wasser. Die Arbeiterinnen schneiden das fein zerkleinerte Material nach dem Trocknen in Form und bringen es in eine Papierhülle. Das extrem saugfähige Material erhält auf der einen Seite ein Netz als Feuchtigkeitsschutz. Auf der anderen Seite sorgt ein Klebestreifen dafür, dass es die Frauen in der Kleidung befestigen können. Nach der Fertigung werden die verpackten Binden mit UV-Licht sterilisiert.
Eine fertige 10er-Packung kostet noch nicht einmal 50 Cent. Maka bedeutet im einheimischen Dialekt daheim und soll auf die einheimische Produktion hinweisen. Gleichzeitig ist Maka Akronym für Menstruation – Administration – Knowledge – Affordability.
Die Vorteile der MakaPads
Das benötigte Material kann man vor Ort gewinnen und muss es weder importieren noch über weite Strecken transportieren. Der Strom für die UV-Sterilisation stammt aus ebenfalls an Ort und Stelle gewonnener Solarenergie. Die Produktion der MakaPads schafft zugleich Arbeitsplätze. Besondere Fertigkeiten sind für die Herstellung nicht notwendig, sodass das Anlernen sehr schnell vonstatten geht. Viele der Frauen kommen aus ugandischen Flüchtlingslagern. Oftmals ist ihre Arbeit die einzige Einkommensquelle der auf der Flucht befindlichen Familien. Auch die Entsorgung ist problemlos, da die Binden chemiefrei und vollständig biologisch abbaubar sind.
Fazit
Man stelle sich vor, Mädchen und Frauen könnten während ihrer Periode nicht in die Schule oder zur Arbeit gehen. Was für uns unvorstellbar klingt, ist in vielen Ländern traurige Realität. MakaPads könnten dieses Problem lösen. Mittlerweile verteilen Helfer die Binden in Uganda und Tansania an Schulen, Mitarbeiter von UN-Organisationen in Flüchtlingscamps. Die Planung sieht vor, dass kleinere Gruppen von Frauen die Produktion der MakaPads in Eigenregie übernehmen und mit dem Verkauf zu ihrem Lebensunterhalt beitragen. So wäre noch weitaus mehr Menschen gesundheitlich, gesellschaftlich und wirtschaftlich geholfen.