Augenkrebs bei Kindern per Handy-App frühzeitig erkennbar
Augenkrebs bei Kindern? Einige Kinder kommen damit sogar schon auf die Welt. Diese Erkrankung ist selten, aber wenn sie auftritt, muss man sie schnellstmöglich behandeln. Eine Handy-App kann jetzt dabei helfen, den Tumor frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.
Weiße Augen als Hinweis – Ein Augentumor!?
In der Regel macht man heutzutage unzählige Bilder vom eigenen Nachwuchs, sei es mit einer Digitalkamera oder dem Handy. Erscheint eines der Augen im Blitzlicht weiß statt rot, was man als Leukokorie bezeichnet, könnte es sich um ein Retinoblastom handeln, einen seltenen aber tödlich verlaufenden Augentumor, der nur bei Kindern bis zum fünften Lebensjahr auftritt.
Der Chemieprofessor Bryan Shaw von der texanischen Baylor University hat das am eigenen Leib erfahren müssen – oder vielmehr an dem seines damals drei Monate alten Sohnes Noah, der wegen eines Retinoblastoms ein Auge verloren hat. Zudem musste der Junge drei Monate Chemotherapie und 30 Bestrahlungen über sich ergehen lassen.
Eine App als Lösung
Nach der Diagnose begann Shaw hunderte von Bildern seines Sohnes zu durchforsten, um Hinweise auf weiße Pupillen zu finden. Dabei stellte er fest, dass die ersten Anzeichen bereits zu erkennen waren, als Noah gerade mal zwei Wochen alt war. Mit vier Monaten war das bereits bei einem Viertel aller gemachten Aufnahmen der Fall. Hätte er früher Bescheid gewusst und schon damals auf dieses Anzeichen geachtet, so hätte man Noahs Auge retten können.
Das hat ihn dazu veranlasst, zusammen mit dem Computerexperten Greg Hamerly eine einfach zu bedienende App für iOS und Android zu entwickeln, die White Eye Detection App oder CRADLE – ComputeR Assisted Detector of LEucoria. Diese soll dabei helfen, einen Augentumor so frühzeitig wie möglich zu erkennen, sodass rechtzeitig mit einer Therapie begonnen werden kann. Auf diese Weise können Chemotherapie, Bestrahlung, operative Entfernung des betroffenen Auges und gegebenenfalls Tod des Patienten verhindert werden.
Funktionsweise
Die App scrollt automatisch durch alle Babybilder auf Handy oder Tablet und markiert alle weiß gefärbten Pupillen. Wird sie fündig, empfiehlt sie den Eltern den Besuch eines Kinderarztes. Des Weiteren bittet sie um die Erlaubnis, die entsprechenden Fotos in eine entsprechende Datenbank der Baylor University hochzuladen, um den zugrundeliegenden Algorithmus weiter verbessern und so falschpositive Funde vermeiden zu können.
Weiterhin bietet die App die Möglichkeit, mithilfe der Taschenlampenfunktion des Handys in das Auge zu leuchten, um eine mögliche Leukokorie ausfindig machen zu können. Normale Augen sind mit einer grünen Box markiert, ein möglicherweise weißes Auge mit einer roten.
Bedeutung
Eine solche App ist als Diagnosehilfe besonders in der Dritten Welt, wo Retinoblastome ein viel größeres Problem sind als bei uns und das medizinische Personal mit solcherlei seltenen Erkrankungen wenig vertraut ist, nicht zu unterschätzen, vor allem in Anbetracht der einfachen Bedienbarkeit.
Sieht man auf Blitzlichtfotos von Kindern weiße Pupillen, sollte das auf jeden Fall als Warnung gelten. Die White Eye Detection App kann dabei ohne medizinische Vorkenntnisse helfen. Wenngleich eine entsprechende Handy-App eine ärztliche Diagnose nicht ersetzen kann, ist sie doch ausgesprochen hilfreich und kann den Blick für die Erkrankung schärfen.