Eier-Kauf ohne Kükenschreddern und Schnabelkürzen
Gute Nachrichten für den Tierschutz! Nach Abschluss der Testphase in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz will die Supermarktkette Rewe als Eigenmarke nur noch Eier des Labels „Spitz & Bube“ verkaufen: „Spitz“, weil bei deren Herstellung auf das Schnabelkürzen der Hennen verzichtet wird, und „Bube“, da die jungen Hähnchen am Leben bleiben dürfen. Eine begrüssenswerte Entwicklung.
Sandy, das Zweinutzungshuhn
Die heutzutage in der industriellen Landwirtschaft vornehmlich verwendeten Hühnerrassen sind auf die Erzeugung von möglichst viel Fleisch in möglichst kurzer Zeit getrimmt. Genauso wie auf das Legen möglichst vieler Eier. Dagegen ist die Hühnerrasse „Sandy“ für den Einsatz als Zweinutzungshuhn geeignet. Das heißt, mit den Tieren lassen sich sowohl Eier als auch Fleisch produzieren. Zwar nicht im gleichen Maße wie mit den Hochleistungsrassen. Doch die weibliche Tiere können so zum Eierlegen und ihre männlichen Geschwister für die Fleischindustrie verwendet werden.
Schnellere Umsetzung als geplant
Ein entsprechend verbesserter Umgang mit den Tieren ließ sich bereits 2016 als freiwilliges Ziel definieren und soll sich nun früher als geplant bis Ende 2017 durchsetzen. Damit ist die Rewe Group das erste Handelsunternehmen, das die 2015 gefasste Vereinbarung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft mit den Branchenverbänden der Geflügelwirtschaft vorzeitig umsetzt.
Haltungsbedingungen: Da geht noch was
Darüber hinaus will Rewe dafür sorgen, dass sich die Haltungsbedingungen für Hühner weiter verbessern. Die Tiere bekommen gentechnikfreies Futter, bei dem man den Sojaanteil aus Übersee wegen seiner schlechten Ökobilanz schrittweise senkt, genauso wie Strohballen in den Ställen. Durch das vermehrte Angebot an Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten fallen Federpicken und stressbedingtes gegenseitiges Verletzen weg.
Die so erzeugten Eier kennzeichnet man zukünftig mit dem ProPlanet-Label. Bisher verkauften Händler die Eier nur in der Freiland-Variante. In Zukunft sollen aber auch Bio-Eier erhältlich sein, bei deren Erzeugerinnen bereits jetzt keine Schnabelkürzung vorgenommen wird. Außerdem unterstützt Rewe die Forschung an Verfahren zur Geschlechtsbestimmung im Ei (mehr zu diesem Thema hier).
Ein gutes Beispiel macht Schule
Das Zweinutzungshuhn Sandy will man weiter verbessern, um die Ei- und Fleischleistung zu steigern. Aber das bisher Erreichte findet bereits Anhänger. Der Discounter Penny, der ebenfalls zur Rewe-Group gehört, bietet seit Anfang 2017 die Eier-Eigenmarke „Herzbube“ an, ebenfalls vom Zweinutzungshuhn.
Die Bio-Supermärkte von Alnatura verkaufen seit April 2017 nur noch Eier von solchen Zweinutzungshühnern. In der „Bruderhahn Initiative“ von Demeter und Bioland werden die männlichen Küken mit aufgezogen und zur Deckung der Kosten für deren Aufzucht und Vermarktung ein Zuschlag von vier Cent pro Ei veranschlagt. Auch in der Initiative „haehnlein“ werden die männlichen Tiere mit den Hühnern zusammen groß gezogen und nach etwa 120 Tagen geschlachtet. Immerhin: bei den industriell herangezogenen Masthähnchen sind es nur rund 30 Tage. Ähnlich sieht es auch bei den Zweinutzungshühnern der Biohöfe-Initiative „Ei care“ aus.
Zweinutzungshühner werden in absehbarer Zeit noch nicht an die Ei- oder Fleischleistung der derzeitigen Turbo-Rassen herankommen. Aber die industrielle Hochleistungs-Landwirtschaft in der Form, wie wir sie heute kennen, hat auf kurz oder lang ausgedient: Die Verbraucher konnten der Industrie klar machen, dass das Tierwohl wichtiger ist als reine Effizienz und Wirtschaftlichkeit!