Rekord an Seehundwelpen im Wattenmeer
Seit knapp 40 Jahren zählen Wissenschaftler vom „Gemeinsamen Wattenmeersekretariat“ am Wattenmeer die Seehunde. Das nunmehrige Ergebnis stimmt freudig, denn noch nie gab es so viele Welpen. An der Nordseeküste der Länder Deutschland, Dänemark und den Niederlanden wurden nämlich 9200 Jung-Robben gezählt, was einer deutlichen Steigerung der Population gleich kommt. Die Gefahr einer Überbevölkerung der Strände durch die Tiere besteht dennoch nicht.
Festgelegte Zählweise erlaubt Vergleiche
Seit 1974 erfolgt alljährlich die Zahl der Welpen im Wattenmeer. Gab es im Vorjahr einen Bestand von 7566 Jungtieren, sind es in diesem Jahr knapp ein Viertel mehr Welpen. Die Zählung verläuft dabei immer auf die gleiche Art und Weise. Wissenschaftler des „Gemeinsamen Wattenmeersekretariats“ fliegen mit einem Helikopter über das riesige Gebiet und zählen die Jungtiere, wobei die Propellermaschinen zu genau festgelegten Zeiten auf eine Flughöhe von ca. 100 Meter abheben. Nämlich immer dann, wenn Niedrigwasser ist und die Tiere sich auf Sandbänken ausruhen. Die erfahrenen Beobachter haben diese Ruheplätze längst auf Karten markiert und können auch die Seehunde aus der Luft perfekt erkennen. Da sich die Liegeplätze aufgrund der Dynamik des Wattenmeeres immer wieder verlagern, ist es wichtig, dass die Karten entsprechend angepasst werden. Zusätzlich zur Zählung werden auch Fotoaufnahmen der Liegeplätze erstellt und diese später ausgewertet.
Regelmäßige Zählung ist wichtig
Seit 1958 findet eine regelmäßige Zählung der Seehunde statt. Bis 1971 sandte man dazu Schiffe aus, nun dagegen Flugzeuge. Da die Tiere in ihrem Lebensraum schnell gestört sein können, wird derzeit von der Verwendung von Drohnen zur Zählung noch abgesehen. Grundlage für die regelmäßige Zählung ist ein Schutzabkommen von Deutschland, den Niederlanden und Dänemark. 2016 erfasste man statistisch im gesamten Gebiet knapp 24300 Seehunde, was eine deutliche Steigerung bedeutete. Immerhin war die Anzahl vor knapp 15 Jahren noch gering, da ein Virus den Robben in diesem Zeitraum zusetzte. Auch wenn die diesjährige Zählung einen Höchstwert ergab, gehen Wissenschaftler davon aus, dass es insgesamt einen leichten Rückgang bei den Tieren gibt. Dies einfach deswegen, da die Grenzen des jahrelangen Wachstums bei manchen Beständen erreicht sein könnten. Ein Grund kann aber auch in einer vermuteten höheren Sterblichkeit der Jungtiere liegen.
Bedeutung der Seehundstationen
Die neuen Rekordzahlen untermauern die Wichtigkeit der Seehundstationen. Auch wenn die neuen Zahlen belegen, dass sich die Seehunde im Wattenmeer offenbar wohl fühlen und es ihnen dort gut geht, sind die beiden Einrichtungen an der deutschen Nordseeküste für so manche Welpe entscheidend für ihr weiteres Leben. In Friedrichskoog in Schleswig-Holstein und im niedersächsischen Norden werden jedes Jahre Dutzende verwaiste Seehundbabys per Hand aufgezogen und vor dem sicheren Hungertod bewahrt. Dabei ist wichtig, zu betonen, dass Seehundmütter ihre Jungen niemals alleine zurück lassen. Meist ist ihre Trennung unfreiwillig . Entweder durch Sturm oder Unwetter, manchmal auch von Touristen an den Stränden, die die empfindlichen Tiere in ihrer Lebensweise stören.
Die Zunahme der Seehundwelpen veranschaulicht, dass sie am Wattenmeer optimale Lebensbedingungen für ihre Existenz und ihre Vermehrung vorfinden. Regelmäßige Zählungen und die Unterstützung durch Seehundstationen in Notfällen sichern diese Ausprägung der Natur, die in der Region noch intakt ist.