Befindet sich die größte Batterie der Welt bald in Norddeutschland?
Seit vielen Jahren feilen Forscher an der Idee, aus Wind und Sonne gewonnenen Strom in großen Mengen zu speichern. Auf Grundlage eines im Labor gelungenen Nachweises könnte dies nun in naher Zukunft möglich sein. Das Oldenburger Energieunternehmen EWE kündigte den entsprechenden Speicher-Bau an und hat dabei in Norddeutschland befindliche Salzstöcke im Auge.
Kavernenbatterie als größte Batterie der Welt
Sofern die ehrgeizigen Pläne des Oldenburger Energieversorgers EWE aufgehen, steht die größte Batterie der Welt in wenigen Jahren in Deutschlands Norden. Mit einer Kapazität von 120 Megawattstunden ließe sich in diesem Superakku um ein Vielfaches mehr Energie speichern, als es derzeit die Flüssigkeitsbatterie vermag, die am Fraunhofer-Institut in Pfinztal bei Karlsruhe steht und 20 Megawattstunden Windstrom speichert.
Als Tochter des Oldenburger Energieunternehmens EWE sieht die EWE Gasspeicher GmbH langfristig die Speicherung grünen Stroms in riesigen unterirdischen Salzkavernen vor. Von derartigen, künstlich hergestellten Hohlräumen hat die EWE-Tochter gegenwärtig 38 in Betrieb. Bisher fungieren diese jedoch als Speicher für Erdgas.
Batterie-Funktionsprinzip weiterentwickelt
Die sogenannte Redox-Flow-Technik, welche der Energie-Speicherung zugrunde liegt, ist bereits seit den 1950er Jahren bekannt. Voraussetzung für das Funktionieren der Redox-Flow-Batterie ist das Vorhandensein zweier als Elektrolyten bezeichneten Flüssigkeiten sowie einer sie trennenden Membran. Während beim Ladevorgang die in einer Elektrolyte befindlichen Ionen Elektronen aufnehmen, und jene in der anderen Flüssigkeit Elektronen abgeben, kehrt sich diese Reaktion beim Vorgang des Stromlieferns um.
War diese Technik aufgrund der Verwendung des Schwermetallsalzes Vanadium bislang sehr teuer und umweltschädlich, ändert sich dies mit der Entwicklung einer Redox-Flow-Batterie, für welche ein Team aus Wissenschaftlern der Friedrich-Schiller-Universität Jena Verantwortung zeichnet. Als Elektrolyt verwendet sie in Salzwasser gelöste und recyclefähige Kunststoffe, Polymere genannt.
Großbatterie für Stromversorgung vorgesehen
Bevor man echte Kavernen zur Stromspeicherung nutzt, kommt das ‚brine4power‘ genannte Projekt zunächst einmal in großen Kunststoffbehältern zum Einsatz. Dies geschieht im ostfriesischen Jemgum, einem Standort, von dem der von EWE betriebene Offshorewindpark Riffgat nur etwa 50 Kilometer entfernt liegt, sodass Jemgum auch für die Großbatterie in der engeren Wahl ist.
Kein Geheimnis macht der Projektleiter Ralf Riekenberg daraus, dass noch eine Reihe von Tests erforderlich und einige Fragen zu beantworten sind, ehe die riesigen Salzkavernen als Speicherort für grüne Energie genutzt werden. Notwendige Untersuchungen betreffen beispielsweise die dauerhafte Stabilität der unterirdischen Hohlräume oder die Auswirkungen von Temperaturunterschieden. Zudem gilt es zu klären, welche Maßnahmen bei Störungen der chemischen Prozesse ergriffen werden oder wie sich im Havariefall das Grundwasser schützen lässt. Riekenberg hofft, dass alles nach Plan läuft, sodass man voraussichtlich Ende 2023 den ersten Strom in einer Kavernenbatterie speichern kann. Den Angaben des Unternehmens zufolge ließe sich mit der geplanten Speicherkapazität von 120 Megawattstunden die Millionenmetropole Berlin eine Stunde lang mit Strom versorgen.
Hoffnungsträger für eine Energiewende
Deutsche Forscher und Unternehmer setzen auf unterirdische Kavernen als Stromspeicher. Das Redox-Flow-Prinzip anwendend, streben sie die Speicherung großer Mengen grün erzeugten Stroms in salzhaltigem Wasser an, welchem bestimmte Kunststoffe beigemengt werden. Mit dem Projekt ‚brine4power‘ verbinden sich große Hoffnungen für eine in naher Zukunft gelingende Energiewende.