Unglaublich essbar – Eine Stadt der Zukunft!?
Wie kleine Dinge Großes bewirken können zeigt der Einsatz einiger engagierter Menschen aus der englischen Stadt Todmorden. Unglaublich essbar – das ist der Beiname der Stadt, seitdem ihre Bewohner ihre Vorgärten und die öffentlichen Grünanlagen mit Gemüse und Obst bebauen. Garantiert Bio und für jeden kostenlos und frei zugänglich.
Eine Stadt versorgt sich selbst
Wie wäre es, wenn Du leckere süße Himbeeren und Brombeeren vom Strauch vor der Schule pflücken könntest? Äpfel und Birnen holst Du knackig und frisch von den Obstbäumen im Stadtpark. Zuccini und Karotten erntest Du aus dem Beet vor dem Kindergarten und frische Kräuter gibt es an der nächsten Verkehrsinsel. Vor der Polizeistation, der Bank, dem Friseur, sogar auf dem Friedhof begegnen Dir Sträucher, Bäume und Beete mit frischem Gemüse und Obst. In Todmorden, einer Kleinstadt im Nordwesten Englands, ist das Realität. Eine Gruppe leidenschaftlicher Menschen hat dort beschlossen, die Verantwortung für das zukünftige Wohlergehen unseres Planeten in die Hand zu nehmen. Seitdem hat sich die Stadt in einen paradiesischen Garten Eden verwandelt. Seit 2008 bepflanzen die begeisterten Bewohner öffentliche Parks und Grünflächen mit Essbarem für jeden. Aus Hundeklos am Rande der Straße wurden blühende Obstwiesen und üppige Gemüsebeete. Eine einfache Idee – unglaublich genial!
Selbstversorgung als stille Revolution
2008 litt die Stadt Todmorden an den Auswirkungen der Finanzkrise. Arbeitslosigkeit und Kriminalität verbreiteten sich und viele Menschen zogen weg. Zwei Damen, die nebenbei erwähnt, über den sprichwörtlichen grünen Daumen verfügen, Mary Clear und Pam Warhurst, überlegten, wie sie dazu beitragen könnten, die Welt positiv zu verändern. Während andere die Schuld der Regierung, der Politiker, der Banken, der Technologie und der Konzerne diskutierten, schritten sie zur Tat. Ihnen war klar: Während einer Krise sind Nahrungsmittel das Wichtigste! So wurden aus den Blumenbeeten in ihren Vorgärten Beete mit Obst und Gemüse. Schilder mit der Aufschrift „Bedient Euch! Das Essen ist für alle“ laden seitdem die Passanten ein, zuzugreifen. Innerhalb von wenigen Monaten war die Initiative „Incredible edible“, übersetzt heißt das „Unglaublich essbar“, geboren.
Die Bevölkerung Todmordens nahm das Projekt begeistert an. Immer mehr Menschen beteiligten sich daran. An jeder Ecke wurden Grünstreifen und Beete durch engagierte Einwohner gruppenweise adoptiert, mit Essbarem bepflanzt und gemeinsam gepflegt. Verbote von Seiten der örtlichen Stadtverwaltung überging man mit einem Lächeln. Softer ziviler Ungehorsam!
Gemeinsamkeit verbindet!
Inzwischen ist Todmorden autark in Bezug auf Nahrungsmittel. Die Bauern der Umgebung haben sich der Bewegung angeschlossen und produzieren Bio-Gemüse, Bio-Obst, Bio-Eier und Bio-Fleisch. Im Frühling und Sommer grünt und blüht es überall. Schon die Schulkinder lernen wie man Obst- und Gemüse anbaut. Kurse über Brotbacken und über die richtige Obsteinlagerung werden angeboten. Touristen aus aller Welt kommen und besichtigen die essbare Stadt. Unglaublich essbar hat ein neues Gemeinschaftsgefühl unter den Einwohnern entstehen lassen. Übrigens, ein positiver Nebeneffekt ist die Tatsache, dass die Kriminalitätsrate der Stadt seit dem Projekt ziemlich zurückgegangen ist. Gemeinschaft bedeutet eben ein Gefühl, das nicht zu unterschätzen ist. Nahrung verbindet die Menschen!
Städte sind kulinarische Highlights
Das Projekt der beiden Frauen macht Hoffnung. Die essbare Stadt ist eine großartige Lösung für das Problem der Zukunft, die Ernährung einer rasant wachsenden Weltbevölkerung sicherzustellen. Viele Städte in England und in Europa haben sich Todmorden zum Vorbild genommen und ihre Stadt essbar gestaltet und weitere Städte weltweit planen Ähnliches. Vielleicht lassen auch Du und ich uns inspirieren und pflanzen ein paar Zuccini und Tomaten an der nächsten Straßenecke an?