Mitwachsende Kinderkleidung aus auxetischem Material
Die lieben Kleinen gehen ganz schön ins Geld. Vor allem ihre Kinderkleidung nagt regelmäßig an der Haushaltskasse. Kaum hat man etwas zum Anziehen gekauft, ist es schon wieder zu klein. Ganze sieben Kleidergrößen durchwachsen Kinder in den beiden ersten Lebensjahren. Das macht im Schnitt alle drei bis vier Monate eine neue Größe. Jetzt gibt es einen neue Innovation: Babykleidung, die mit dem Kind mit wächst!
Schlecht für Geldbeutel, Nerven und Umwelt
Alte Klamotten in der Verwandtschaft weitergeben oder tauschen, in den Second Hand-Laden bringen, schlimmstenfalls im Altkleidercontainer oder auf dem Müll entsorgen, neues Outfit in der richtigen Größe suchen und kaufen: all das kostet Geld, Zeit und Nerven. Außerdem werden mit der Produktion neuer Kleidungsstücke Ressourcen verbraucht und die Natur mit Kohlendioxid und Abfällen belastet.
Der Faltenspezialist
Vermutlich ist es Dir auch schon so ergangen wie dem 24-jährigen Studenten Ryan Mario Yasin aus London. Für die Kinder seiner Schwester, die in Dänemark wohnt, hatte er einige passende Anziehsachen gekauft. Bei seinem nächsten Besuch waren die aber allesamt schon zu klein. Warum gibt es keine Kinderkleidung, die sich dem Wachstum einfach anpasst? Yasin grübelte und begann daheim zu basteln – und zu falten.
Yasin hatte in seiner Masterarbeit über kleine Satelliten gearbeitet, die sich im Raum auseinanderklappen. Mit Falttechniken und passenden Materialien kennt er sich also bestens aus. So dauerte es auch nicht lange, bis er einen Stoff mit ungewöhnlichen Eigenschaften entworfen hatte. Das Zauberwort heißt auxetische Materialien.
Was sind auxetische Materialien?
Du hast bestimmt schon mal einen Pizzateig gemacht? Der Hefeteig ist elastisch. Wäre er auxetisch, würde er sich quasi falsch herum verhalten. Zöge man die Teigkugel in die Länge, würde sie gleichzeitig in die Breite gehen. Würde man den Teig wieder zusammenschieben, würde er wieder zur Kugel.
Wenn Du nun denkst, das klingt wie aus einer anderen Welt, liegst Du damit gar nicht so falsch. Auxetische Materialien kommen in der Natur tatsächlich nicht vor. Die meisten davon wurden am Computer designt. Etwa für schusssichere Westen, die dort, wo eine Kugel auftrifft, umso fester werden, je härter der Aufprall ist. Oder bei Gefäßstents, die gefaltet in eine Arterie eingeführt werden und sich bei Zug ausdehnen.
Petit Pli: klein und groß und faltenreich
Bei dem von Yasin verwendeten Stoff kommen die auxetischen Eigenschaften durch eine besondere Faltstruktur zustande. Dadurch kann er auf das Vierfache seiner Fläche gedehnt werden. Der Prototyp besteht aus einem Ober- und einem Unterteil, die sich dem Nachwuchs vom vierten Lebensmonat an anpassen, bis er drei Jahre alt wird.
Abgesehen von der Mitwachsfähigkeit sind die Eigenschaften von Petit Pli (französisch „kleine Falte“) so, dass jede Mutter ein Leuchten in den Augen bekommt: platzsparend, beinahe unkaputtbar, leicht und atmungsaktiv, wind- und wasserfest, maschinenwaschbar und bügelfrei.
Ähnliche Kinderkleidung
Mitwachsende Kinderkleidung gibt es schon. Label wie petit-cochon und CharLe aus Berlin, Ulalü, NaturKind oder Katiga bieten nachhaltig und biologisch hergestellte Kleidung an, bei dem die umgekrempelten Bündchen der aktuellen Größe des Kindes angepasst werden. So etwas ist schon jetzt eine gute Idee für alle, die nicht warten wollen, bis Petit Pli auf den Markt kommt.
Yasin selbst ist zurzeit im Gespräch mit einer großen britischen Einzelhandelskette, die in naher Zukunft Petit Pli in die Läden bringen will. Man darf sich sicher sein, dass eine so gute Idee Nachahmer finden wird und bald ähnliche Produkte für Jugendliche und Erwachsene auf den Markt kommen werden.