Inspirierende Weisheit – Tempel der tausend Spiegel
„Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus“ – Die Weisheit besagt, dass andere Menschen das eigene Verhalten spiegeln. Verhält man sich seinen Mitmenschen gegenüber freundlich und respektvoll, so reagieren diese oftmals ebenso auf das Gegenüber; benimmt man sich indes unfreundlich und respektlos, sollte man sich auf eine ebenso gleiche Reaktionen gefasst machen. Vereinfacht ausgedrückt: Gleiches zieht Gleiches an. Die folgende Kurzgeschichte aus Asien verdeutlicht diese kluge Weisheit auf berührende und zum Nachdenken anregende Weise.
Wie du mir, so ich dir
Vor langer Zeit stand in einer alten Stadt ein prächtiger Tempel. Er war weithin als der Tempel der tausend Spiegel bekannt, weil seine Innenwände vom Boden bis zur Decke mit hohen Spiegeln ausgekleidet waren. Der Tempel befand sich auf einer Anhöhe und bot seinen Betrachtern einen grandiosen Anblick.
Eines Tages lief ein streunender Hund den Hügel hoch, kletterte die Stufen zum Tempel hinauf und betrat den Saal der tausend Spiegel. Der Hund war von Natur aus furchtsam und misstrauisch. Als er sich plötzlich tausend Hunden gegenüberstehen sah, bekam er es mit der Angst zu tun. Vor Schreck sträubte sich sein Nackenfell, während sich sein Schwanz zwischen seine Beine klemmte. Als die Hunde in den Spiegeln es ihm nachmachten und ihrerseits ihre Schwänze zwischen die Beine klemmten und das Nackenfell sträubten, knurrte und kläffte der Hund und bleckte drohend seine Zähne. Seine tausend Spiegelbilder knurrten und kläfften mit gebleckten Zähnen zurück, sodass der Hund angsterfüllt davonlief. Dieses schreckliche Erlebnis setzte dem armen Hund sehr zu.
Er glaubte für den Rest seines Lebens, dass die ganze Welt aus gemeinen, bedrohlichen und gefährlichen Hunden bestehe. Der Hund nahm sich vor, nie wieder an diesen Furcht einflößenden Ort zurückzukehren. Er mied fortan andere Hunde und verbrachte den Rest seines Lebens verängstigt, verbittert und vereinsamt.
Mit Freundlichkeit lebt es sich besser
Es verging einige Zeit, ehe ein weiterer Hund seinen Weg in den Tempel der tausend Spiegel fand. Dieser Hund war von Natur aus freundlich, fröhlich und neugierig. Als er gut gelaunt und schwanzwedelnd in den Spiegelsaal kam, sah er tausend Hunde, die ihm freudestrahlend und schwanzwedelnd entgegenblickten. Das machte ihn so glücklich, dass er noch eifriger mit dem Schwanz wedelte, begeistert bellte und freudig auf und ab hüpfte. Weil die Hunde in den Spiegeln es ihm gleichtaten, spielte er einige Zeit mit ihnen, bevor er sich wieder auf den Weg machte. Seine wunderbare Begegnung mit all den freundlichen Hunden hatte ihn davon überzeugt, dass die ganze Welt aus netten und fröhlichen Hunden bestehe.
Der Hund entschied, oft in den Tempel zurückzukehren, um mit den anderen Hunden zu spielen, die ihm so wohlgesinnt waren. Auch außerhalb des Tempels fiel es ihm leicht, neue Freundschaften zu schließen, sodass er den Rest seines Lebens glücklich war und sich der guten Gesellschaft gleich gesinnter, fröhlicher Artgenossen erfreute.
Selbstreflexion
Was siehst Du, wenn Du Dich selbst im Spiegel betrachtest: Aufgeschlossenheit oder Ängstlichkeit, Freundlichkeit oder Verbitterung? Das, was Du siehst und wie Du auf die Mitmenschen zugehst, wird Dir ebenso zurück gegeben. Wenn Du die Welt als eher negativ und unfreundlich wahrnimmst, sollte man möglicherweise zunächst das eigene Verhalten reflektieren und überdenken…vielleicht ändert sich dann auch die Einstellung zur Außenwelt, wenn die Menschen es einem gleich tun!?